Elmar Otto über die Personalsituation bei Erzieherinnen.

Die Landesregierung war davon überzeugt, das Kind zu schaukeln. Ab 1. August werde die Hortbetreuung in bewährter Qualität gesichert sein, lautete das Versprechen. Das war im Juni – und zwar vor vier Jahren.

Die verantwortliche Ministerin hieß Birgit Klaubert. Es war eine von vielen Baustellen der Linken.

Das Modellprojekt, dass die Kommunen für die Horte zuständig waren, endete am 31. Juli 2016. Danach wechselten rund 1200 Erzieherinnen unbefristet in den Landesdienst. Noch offen, sagte Klaubert seinerzeit, sei nur die Frage, wie mit Hortnerinnen umgegangen werde, die keinen Abschluss als staatlich anerkannte Erzieher hätten.

Für Klaubert hat längst Parteifreund Helmut Holter den Chefsessel im Bildungsministerium übernommen. Doch während das Problem nicht anerkannter Abschlüsse gelöst werden konnte, blieb die Situation in den Horten insgesamt so angespannt wie eh und je.

Obwohl absehbar war, dass die Schülerzahl steigen würde, wurde es versäumt, genug Personal einzustellen. Dass Erzieherinnen altersbedingt ausscheiden und weniger Absolventen auf dem Arbeitsmarkt zu finden sind, verschärft die Lage.

Die Beschäftigungsverhältnisse der oft nur in Teilzeit angestellten Hortnerinnen zu erhöhen, ist ein erster Schritt. Sie sollen ab dem kommenden Jahr 80-Prozent-Verträge erhalten. So sieht es zumindest der Haushaltsentwurf 2021 vor. Allerdings wurde damit zu lange gewartet. Etliche Erzieherinnen, die eine Wahl hatten zwischen Kindergarten und Hort haben sich zuletzt für die Kita entschieden, weil sie dort durch höhe Stundenzahlen mehr verdienen konnten.

Wer sich für die Arbeit mit Kindern im Hort entscheidet, für den ist der Job sicher auch ein Stück weit Berufung und das Geld mag nicht immer im Vordergrund stehen. Aber die Mitarbeiterinnen müssen davon leben können. Dass das nicht immer der Fall ist, ist ein Armutszeugnis für den öffentlichen Dienst. In Zeiten des Fachkräftemangels, in denen die Konkurrenz groß ist, fällt dieses wenig soziale Verhalten dem Staat auf die Füße.

„Wir verwalten nur den Mangel“: Prekäre Personalsituation an Thüringer Grundschulhorten