Sebastian Helbing über den Geraer Wohnungsdeal

Man kann es sich jetzt leicht machen und sagen: Gera hat sein Tafelsilber verscherbelt und das Land kauft es jetzt teuer zurück. Das wäre zu einfach.

Vor fünf Jahren, als Geras Stadtwerke als erste in Deutschland in die Insolvenz schlitterten, sah der Insolvenzverwalter keine andere Möglichkeit, als die Immobilien des städtischen Eigenbetriebs zu Geld zu machen. Michael Jaffé nannte das Konzept „Stadtwerke 2.0“. Der Anteilsverkauf samt Wohnungen sollte an einen strategischen Partner geschehen. 30 Millionen Euro waren im Gespräch, hinter den Kulissen hatte das Land schon zuvor die eigene Landesentwicklungsgesellschaft als Käufer ins Spiel gebracht. Aber wer will sich schon vom Tafelsilber trennen? Als Gera noch selbst darüber entscheiden konnte, stimmte der Stadtrat damals dagegen.

Später, als der Insolvenzverwalter das Sagen hatte, gingen die Anteile über den Tisch – allerdings an einen privaten Investor. Und da liegt nun die Crux. Hätte Gera einst die LEG ins Boot geholt, hätte jetzt keiner über Steuerverschwendung geschimpft. Doch das ist müßig.

Der politische Wind hat sich gedreht – nicht nur in Gera. Weil die Immobilien- und Mietpreise steigen, ist Wohnen inzwischen so teuer wie noch nie. Außer in Gera. Auch das ist Marktwirtschaft. Deswegen wird der private Investor jetzt wohl ein Geschäft damit machen.

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