Ich staune immer wieder darüber, wie Konzerne mit Nichtigkeiten fernab ihrer Zentralen Wutbürgertum produzieren.

Das neueste Beispiel dafür ist die Überwachung des Kauflandparkplatzes in Pößneck.

Die Einzelhandelskette spricht von einer missbräuchlichen Nutzung ihres Grundstücks. Dem soll mit der Parkscheibenpflicht Einhalt geboten werden und damit will man verärgerte Kunden wieder milde stimmen. Die Parkscheiben-Maßnahme ist Kauflands gutes Recht, keine Frage. Mein Eindruck ist allerdings, dass jetzt sehr viel mehr Leute als vorher verärgert sind. Zumal das Ar­gument der Parkplatznot nicht wirklich nachvollziehbar ist. Vielleicht haben sich nur solche Leute beschwert, die ohnehin mit dem Auto direkt ans Einkaufsregal fahren würden. Hier darf man von einem Konzern mehr Souveränität erwarten.

Irritiert hat manchen mündlich Verwarnten zudem die Auswahl des Parkraumüberwachers. Denn googelt man dessen Namen, heißt es in der Überschrift gleich des zweiten Treffers „Vorsicht, Verbraucher­falle!“. Dass da dem sicher guten Willen Kauflands nicht geglaubt wird und die Parkscheiben-Werbung samt Kleingedrucktem mitunter im Gebüsch landet, ist zwar schlecht für die Umwelt, wundert aber nicht.

Die Stadt Pößneck hat mit den Vorgängen auf dem Kauflandparkplatz nichts zu tun. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass er über Jahre in die innerstädtische Stellflächenbilanz einbezogen wurde. Die Einkaufsmeile an der Saalfelder Straße wurde kommunalpolitisch mitunter als Teil des Zentrums interpretiert, um die Gewerbetreibenden in der Breiten Straße zu besänftigen. Folgerichtig parken nun auch solche Leute vor dem Kaufland, die nach dem Großeinkauf ihr Auto stehen lassen, um zu Fuß noch ein Sonderangebot aus dem Aldi oder etwas Spezielles aus dem Haus der Geschenke zu besorgen. Unter den Gesichtspunkten des gesunden Menschenverstandes ist das in Ordnung so und dürfte das Kaufland kaum ruinieren.

Aufgabe der Stadt ist es, dem Konzern die lokalen Gegebenheiten klarzumachen und den Umgang miteinander zu normalisieren. Am besten noch bevor Populisten das Thema für den Stadtratswahlkampf entdecken.

Auf dem Kauflandparkplatz in Pößneck gilt neuerdings eine Parkscheibenpflicht