OTZ-Chefredakteur Jörg Riebartsch kommentiert zu den Aufräumarbeiten des beginnenden Wahlkampfs in Thüringen

Es wird politisch aufgeräumt im Lande Thüringen. Bevor man die Strategien für die Landtagswahlen im April kommenden Jahres auf die Schreibtische packt, wollen erst mal alle eilig beschmierten Notizzettel, krude Ideenskizzen und Altlasten entsorgt werden.

SPD-Landeschef Wolfgang Tiefensee, noch als Wirtschaftsminister im Amt, überraschte am Donnerstag mit seiner Ankündigung, im November nicht mehr um den Vorsitz der Sozialdemokratie in Thüringen kandidieren zu wollen. Auch ein neuer Spitzenkandidat muss dann bald her. Als erfolgreichster Sozialdemokrat im Lande böte sich Fraktionsboss Matthias Hey an. Wenn er wollte, er könnte.

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Im Führungsvakuum – Thüringer CDU sucht Nachfolger

Ähnlich ist die Situation bei der CDU. Durch die Wahl von Mario Voigt zum Fraktionsvorsitzenden haben die Christdemokraten erstmals Grund unter die Füße bekommen. Die von seinem Vorgänger Mike Mohring in bodenlose Tiefe getriebenen Umfragewerte der Partei haben leichten Aufwind. Noch traut sich niemand an der Parteispitze aus der Deckung des parteipolitischen Unterholzes. Wenn die CDU allerdings noch lange damit wartet, wird womöglich zur Überraschung aller plötzlich wieder Mohring krachend aus dem Geäst hervorbrechen. Ähnlich geräuschvoll wie einst Mohring taumelt auch FDP-Spitzenmann Thomas Kemmerich durch die Botanik. Wie die Grünen immer emsig und laut am Abgrund wandelnd.

Leicht hat es die Mehrheitsfraktion der Linken. Sie lässt Bodo Ramelow Leine, wie 2019 zum Wahlkampf als Alleinunterhalter. Ein Job, auf den sich der Ministerpräsident nur allzu glänzend versteht. Vielleicht findet sich nur noch ein wohlmeinender Berater, der dem Talkshow-Dauergast sagt, dass die Wahlen zum Thüringer Landtag nicht außerhalb Thüringens entschieden werden.

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