Sibylle Göbel über gestiegene Beiträge der Krankenkassen.

Wenn sich die Politik nicht bald etwas einfallen lässt, um die gesetzlichen Krankenkassen zu stabilisieren, dann waren die Beitragserhöhungen bei vielen Kassen zu Jahresbeginn nur ein kleiner Vorgeschmack. Um nämlich das Finanzloch zu schließen, das wegen steigender Behandlungskosten immer größer wird, bleiben nur wenige Möglichkeiten: Entweder wird der Zuschuss massiv erhöht, den der Bund aus Steuermitteln aufbringt und an die gesetzliche Krankenversicherung zahlt, oder die Beiträge müssen angehoben und zugleich Leistungen gekürzt werden.

Mehr zahlen, weniger bekommen – eine schlechter Tausch. Erst recht dann, wenn die Mehrkosten im Gesundheitswesen, für die die Pandemie aber nur eine von vielen Ursachen ist, wie bisher nahezu einseitig von den gesetzlich Versicherten abgefedert werden müssen. Zwar startete auch die private Krankenversicherung mit höheren Beiträgen ins Jahr. Doch die resultieren vor allem aus den starren Regelungen für Beitragsanpassungen, die für die Privaten gelten. Würde hingegen der Bundeszuschuss aufgestockt, wären zumindest alle Steuerzahler mit im Boot. Vom ganz großen Wurf, dass alle, die arbeiten, auch in die Sozialsysteme einzahlen, gar nicht zu reden.

Daran, dass etliche Beitragszahler jetzt erst den Griff ins Portemonnaie bemerken, tragen allerdings auch die Krankenkassen oft selbst mit Schuld. Die Briefe, die sie ihren Versicherten zusenden, sind mitunter so kompliziert abgefasst, dass sie erst einmal achtlos zur Seite gelegt werden. Ein Beispiel: Als etwa voriges Jahr der Beitrag gesenkt wurde, den Betriebsrentner in der Auszahlphase zu entrichten haben, brachte es eine Kasse fertig, auf verschwurbelt formulierten zwei Seiten kein einziges Mal zu erwähnen, warum überhaupt welche Beiträge neu zu berechnen sind.