Heute ist Jan Hollitzer, Chefredakteur der „Thüringer Allgemeinen“ zu Gast im „Scholz-Update“.

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Heute ist Jan Hollitzer, Chefredakteur der „Thüringer Allgemeinen“ zu Gast im „Scholz-Update“. Es geht um den Aufstieg der AfD, der sich im Sieg der Partei bei der Landratswahl im thüringischen Sonneberg und in Umfragen manifestiert, die die AfD inzwischen in ganz Deutschland hinter der CDU aber vor der SPD und den Grünen auf Platz zwei sehen, wenn an diesem Sonntag Bundestagswahl wäre.

Das sagt Jan Hollitzer über…

… den Landkreis Sonneberg, in dem zum ersten Mal ein AfD-Politiker zum Landrat gewählt worden ist: „Das ist ein Landkreis in Südthüringen an der Grenze zu Bayern mit rund 60.000 Einwohnern und 52.000 Wahlberechtigten. Wenn man auf die Stichwahl des Landrates schaut, an der 60 Prozent teilgenommen haben, bleiben ungefähr 29.000 übrig, und davon haben 14.500 der AfD ihre Stimme gegeben. Das muss man wissen, bevor gleich der ganze Kreis verunglimpft wird. Oberflächlich betrachtet könnte man sagen, dass es den Menschen in Sonneberg eigentlich ganz gut geht, die Arbeitslosigkeit ist geringer als anderswo, viele pendeln zum Arbeiten nach Bayern. Wenn man sich jetzt fragt, warum trotzdem so viele AfD wählen, stellt man zu Beispiel fest, dass 44 Prozent aller Arbeitnehmer im Niedriglohnsektor tätig sind. Dann arbeiten relativ viele in energieintensiven Industrien, in denen die Existenzsorgen angesichts der Energiepreise relativ groß sind. Das und einiges andere führt offenbar zu solchen Ergebnissen.“

… die Entwicklung der politischen Stimmung in den ostdeutschen Bundesländern: „Nach der Wende war die CDU in den ostdeutschen Ländern die stärkste Kraft, was auch mit dem Versprechen der „blühenden Landschaften“ zu tun hatte. Dann hat es eine De-Industrialisierung gegeben, viele Unternehmen wurden geschlossen oder sind abgewandert. Dadurch setzte die erste Frustration ein, dieses Gefühl, dass alles doch nicht so eintritt, wie man sich das nach der Wiedervereinigung vorgestellt hatte. Davon haben die Linken profitiert, von denen die Menschen in Ostdeutschland dachten, dass sie ihre Interessen am besten verstehen und vertreten. Durch die Krisen der vergangenen Jahre, beginnend mit der Flüchtlingskrise über die Corona-Pandemie bis zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine, hat sich die politische Stimmung in Teilen der Gesellschaft noch einmal gedreht. Jetzt dominiert die Unzufriedenheit mit der Regierung, sowohl mit der im Land als auch im Bund, die sich in drei Worten manifestiert: Mir reicht es. Und dann wählt man halt die Partei, die das gleiche sagt, und das ist die AfD. “

… alle Parteien gegen einen: „Dass sich alle anderen Parteien zusammentun, um, wie etwa in Sonneberg, den Kandidaten der AfD zu verhindern, hilft am Ende wieder nur der AfD. Die kann dann wieder sagen: Guck mal, es ist wie immer, die anderen Parteien schließen sich gegen uns zusammen, die stecken doch sowieso alle unter einer Decke, so, wie wir das schon seit Jahren sagen. Ich glaube, dass dieses Spiel alle gegen einen nicht nur gefährlich ist, weil man AfD-Kandidaten dadurch zu Märtyrern machen kann, sondern auch, weil man den Wählerinnen und Wählern ihre ein Stück weit ihre Mündigkeit abspricht. Und davon profitiert am Ende wieder nur eine Partei – die AfD. “