Jena. 18 Uhr wurde das Wahlende in Jena unterschiedlich gehandhabt – einige Wähler fühlen sich um Wahl betrogen

Nicht jeder, der in Jena wählen wollte, hat gewählt. Bei den Wahlpartys der Parteien war das überall ein Thema: Menschen, die gegen 18 Uhr nicht mehr ins Wahllokal kamen. Das wurde in Jena offenbar unterschiedlich gehandhabt.

Zum Beispiel an der „Angerküche“ (Wahllokal 2 und 4). Als kurz vor 18 Uhr noch etwa 150 Menschen vorm Haus standen, stellten sich zwei Wahlvorstände an das Ende der Schlange. So konnte jeder, der sich bis dahin eingereiht hatte, wählen. Die letzten Wähler erhielten 18.50 Uhr ihre Stimmzettel. Schlangen gab es in der „Angerküche“ den ganzen Tag.

Anders an der Gaststätte vor den Fuchslöchern (Wahllokal 38). Hier standen noch etwa 50 bis 60 Menschen vor der Tür, die weggeschickt worden, was bei CDU und Linken ein großes Thema war. Als gegen 18.20 Uhr sämtliche im Lokal verbliebenen Wähler herauskamen, wurde „willkürlich“ – so beschrieben es Augenzeugen – , noch mal Menschen hereingelassen.

Auch Aileen Peschke fühlte sich um ihr Wahlrecht „betrogen“, wie sie der Zeitung berichtete. Obwohl etwa 100 Menschen vor dem Christlichen-Gymnasium (Wahlbezirk 28) gestanden hätten, schlossen die Türen pünktlich 18 Uhr. Was sie besonders ärgerlich fand: „Ich war um 11 und um 13.30 Uhr bereits im Wahllokal. Wegen der langen Wartezeiten, sagte man mir, dass ich später kommen solle. Um 17 Uhr war ich erneut dort und habe eine Stunde vergebens gewartet.“ Eine weitere Leserin schilderte, dass im Christlichen Gymnasium sich die Türen zu einem Klassenraum trotz Schlange 18.08 Uhr schlossen. Wer nicht freiwillig gehe, „der wird hinausbegleitet“, so habe es geheißen, sagte sie.

Wahlleiter Olaf Schroth sagte, dass die Wartezeiten nicht in allen Wahllokalen so lang waren, wie von den Lesern beschrieben. Der Grund sei einfach gewesen, dass wegen des Umfangs der Stimmzettel viele Menschen viel Zeit beim Ausfüllen gebraucht hätten. Zu der Nachricht, dass Menschen am Ende nicht mehr in die Lokale gelassen wurden, sagte Rathaus-Sprecherin Roswitha Putz, dass immer gewährleistet werden müsse, dass die Wahl geheim durchgeführt werden könne.

Beim Kurznachrichtendienst Twitter haben sich Nutzer über eine angeblich zu frühe Schließung eines Wahllokales in Jena beschwert. Potenzielle Wähler in einer Warteschlange seien bereits 45 Minuten vor der Schließung des Wahllokals weggeschickt worden. Die Pressestelle des Bundeswahlleiters antwortete, dass den genauen Umständen nachgegangen werde.