Gera. AfD im Bund nur mit leichtem Plus, im Land aber fast gleichauf mit CDU. Weniger Thüringer Abgeordnete in Brüssel.

Die Europawahl lieferte am Sonntag sehr unterschiedliche Ergebnisse in Bund und Land. Während die AfD national nur ein schwaches Ergebnis von knapp elf Prozent erzielte, kam sie in Thüringen nach Auszählung eines Großteils der Stimmzettel auf mehr als 23 Prozent. Starke Ergebnisse erzielt sie vor allem in Ostthüringen, in Gera deutlich auf dem ersten Platz. Im Saale-Orla-Kreis, im Landkreis Saalfeld-Rudolstadt, im Saale-Holzland-Kreis, Landkreis Greiz und im Altenburger Land lieferte sich die Partei ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der CDU. In Jena haben die Grünen ihre Hochburg, liegen vor CDU und Linke auf dem ersten Platz.

Klar ist, dass nicht mehr drei Thüringer Abgeordnete im Europäischen Parlament vertreten sein werden. Marion Walsmann musste gestern bis in den späten Abend hinein zittern: Ob die Erfurter CDU-Politikern ein Mandat erkämpft hat, war lange nicht sicher. Da ihre Partei eine eigene Landesliste aufgestellt hatte, benötigte sie eine Mindestanzahl von Stimmen. Erst gegen 22.30 Uhr sah es dann so aus, dass ihr die erreichten gut 250.000 Stimmen reichen werden.

Wahl gewinnt, SPD desaströs: Jörg Riebartsch kommentiert über einen Wahl-Sonntag in Thüringen

Der Liveticker zu den Europa- und Kommunalwahlen zum Nachlesen

So hat Ihr Nachbar gewählt: Zur interaktiven Karte über die Ergebnisse der Europa-Wahl in Thüringen

Klar war zu diesem Zeitpunkt, dass der Thüringer Liberale Robert-Martin Montag nicht Abgeordneter in Brüssel wird. Seine Partei lag in den Hochrechnungen nur bei 5,6 Prozent. Das reicht nur für sechs Sitze im EU-Parlament – und Montag stand auf der Bundesliste auf Platz 7.

Babette Winter, die als Nachrückerin für Jakob von Weizsäcker seit Anfang des Jahres für die SPD im EU-Parlament sitzt, darf ihr Mandat nicht behalten. Wahrscheinlich werden nur 15 deutsche Sozialdemokraten im EU-Parlament vertreten sein: Und Winter stand auf Platz 27 der Bundesliste.

Sicher im Parlament sitzt aber Martin Schirdewan. Der nationale Spitzenkandidat der Linken kommt aus Berlin, ist aber Mitglied der Thüringer Parteiverbandes. Auch ins Europa­parlament zieht die Grüne Anna Cavazinni ein. Die Berlinerin war unter anderem vom Thüringer Landesverband unterstützt worden. Die Landes-AfD hatte keinen Kandidaten aufgestellt oder mit nominiert.

Bundesweit wurden die Koalitionsparteien CDU, CSU und SPD abgestraft. Die Grünen konnten hingegen ihr Ergebnis fast verdoppeln. Vergleichsweise schwach schnitten Linke und FDP ab, auch die AfD blieb unter ihren Erwartungen.