Weimar. Vor einem Jahr wurden bei Weimar Bäume beschädigt, die im Gedenken an die im Konzentrationslager Buchenwald Inhaftierten gepflanzt worden waren. Die Identität der Täter ist bis heute unklar.

Ein Jahr, nachdem in Weimar Bäume abgesägt wurden, die an Opfer des Konzentrationslagers Buchenwald erinnern, sind die Täter noch nicht bekannt. Das Verfahren sei inzwischen eingestellt worden, teilte das Landeskriminalamt auf Anfrage mit. Ermittelt worden war wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung. Die Straftat sei als politisch motivierte Kriminalität beziehungsweise Hasskriminalität eingestuft worden.

Trotz des ernüchternden Ermittlungsergebnisses verweist der Verein Lebenshilfe-Werk Weimar/Apolda als Initiator des Erinnerungsprojekts „1000 Buchen“ auf die positiven Entwicklungen nach der Beschädigung. So musste keiner der betroffenen Bäume ersetzt werden, wie Jens Henschen vom Lebenshilfe-Werk sagte. „Sie konnten durch besondere gärtnerische Maßnahmen gerettet werden – es geht ihnen sehr gut.“ Henschen sprach insofern von einer gelungenen Symbolpolitik: „Es wurde etwas schwer beschädigt, aber steht durch verbindende Pflege nun fast stärker als zuvor da.“

Polizei hat Ermittlungen eingestellt

Nachdem die Beschädigung der Bäume bekannt geworden war, habe das Projekt viel Aufmerksamkeit erfahren und Spenden erhalten, so Henschen. Die Nachfrage nach Baumpatenschaften sei groß. Es gebe eine breite gesellschaftliche Unterstützung; etwa von Fußballvereinen, Politikern, Polizeischulen und auch von einer Tanzakademie.

Besonders sei, wenn Zeitzeugen oder deren Angehörige bei den Baumpflanz-Aktionen dabei sind, so Henschen. Im April etwa nahm die Enkelin des Buchenwald-Überlebenden Boris Romantschenko an der diesjährigen Gedenkveranstaltung zur Befreiung des KZ teil, bei der auch neue Erinnerungsbäume gepflanzt wurden. Romantschenko kam 2022 im Alter von 96 Jahren ums Leben, als russische Raketen sein Wohnhaus in der ostukrainischen Stadt Charkiw trafen.

Baumauswahl wird der Klimakrise angepasst

Inzwischen seien weit mehr als 200 Bäume gepflanzt worden, sagte Henschen. Dabei handle es sich nicht nur um Buchen. Baum-Arten würden mit Rücksicht auf den Standort und die zunehmende Trockenheit ausgewählt. „Wir entwickeln uns von einem reinen Gedenkprojekt auch hin zu einem ökologischen“, sagte Henschen. Die Initiative werde aber weiter „1000 Buchen“ heißen - um den Bezug zu Buchenwald im Namen aufzuzeigen.

In das Konzentrationslager Buchenwald hatten die Nazis bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs 280.000 Menschen verschleppt. Rund 56.000 von ihnen wurden ermordet oder starben an Hunger, Krankheiten und medizinischen Experimenten. Am 11. April 1945 befreiten US-Truppen das Lager. Noch in den letzten Tagen davor wurden KZ-Häftlinge auf den Weg von Buchenwald ins bayerische Konzentrationslager Flossenbürg geschickt. Für viele wurde es ein Todesmarsch. Entlang der einstigen Marschroute der Häftlinge startete das Lebenshilfe-Werk das Projekt.

Mehr zum Thema:

Buchen erinnern an NS-Opfer: Projekt erhält Thüringer Demokratiepreis

Weimar: Porträts von Buchenwald-Überlebenden beschädigt

Weitere Baumschändungen in Weimar: Erneut Gedenkbäume umgeknickt