Erfurt. Auch im neuen Schuljahr werden in Thüringer Schulen weiterhin viele Pädagogen fehlen. Doch Bildungsminister Holter kündigte einige Neuerungen an:

Auch im am Montag beginnenden neuen Schuljahr werden in Thüringer Schulen weiterhin viele Pädagogen fehlen. Für Bildungsminister Helmut Holter hat die Bekämpfung des Lehrermangels nach eigenen Worten deshalb oberste Priorität. „Der Lehrermangel ist Realität und wird uns weiter begleiten. Seine Bekämpfung bleibt eine Generationenaufgabe“, sagte Holter am Donnerstag bei einer Pressekonferenz zum Schuljahresbeginn.

Der Linke-Politiker betonte, dass im zurückliegenden Schuljahr 1010 neue Lehrerinnen und Lehrer unbefristet eingestellt worden seien. 922 gingen in den Ruhestand. Seit dem 1. August 2023, seien bereits weitere 333 Lehrerinnen und Lehrer eingestellt worden. Diese Landesregierung bekämpfe den Lehrermangel wie keine vor ihr, erreiche die realistischen Ziele und habe Thüringen so als attraktives Bildungsland erhalten und gestärkt, so Holter.

TLV: Ende der Talfahrt nicht in Sicht

Der Thüringer Lehrerverband (TLV) sieht das anders. Zum 1. August seien auf dem Karriereportal des Freistaats noch 816 freie Lehrerstellen ausgeschrieben gewesen, davon 750 unbefristet, sagte der kommissarische Vorsitzende des TLV, Frank Fritze, bereits am Dienstag. Er rechne nicht damit, dass sich an den Zahlen bis zum Start des Unterrichts noch viel ändern werde.

Zum neuen Schuljahr werden nach Ministeriumsangaben voraussichtlich 19.581 Erstklässlerinnen und Erstklässler eingeschult, im Vorjahr seien es 19.362 gewesen. Insgesamt lernten damit an staatlichen und freien Schulen 262.988 Schülerinnen und Schüler – im Vorjahr: 254.066. Im Vergleich zum vorangegangenen Schuljahr ist die Zahl der Schülerinnen und Schüler damit deutlich um 3,5 Prozent gestiegen, hieß es.

Unterm Strich werde es weniger Lehrer, aber mehr Schüler geben, zeigte sich TLV-Chef Fritze überzeugt. Ein Ende der Talfahrt sei nicht in Sicht. Fritze mahnte mehr Tempo im Kampf gegen den Lehrermangel an.

Bildungsauftrag auch an Gymnasien nicht mehr vollumfänglich zu erfüllen

Heike Schimke, Vorsitzende des Thüringer Philologenverbandes, sagte: „Auch in diesem Schuljahr kann an den meisten Thüringer Gymnasien der Unterricht nur noch mit Hilfe planmäßiger – mancherorts sogar drastischer – Stundenkürzungen abgesichert werden.“ Der Bildungsauftrag sei auch an den Gymnasien nicht mehr vollumfänglich zu erfüllen. Auch an Regelschulen könne trotz Abordnungen von Gymnasiallehrkräften kein ausreichender Fachunterricht mehr abgesichert werden.

Der Bildungsminister verwies darauf, dass 22 Prozent der Neueinstellungen im vergangenen Schuljahr Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger gewesen seien. Hinzu kämen 64 neu eingestellte sonderpädagogische Fachkräfte, 100 pädagogische Assistentinnen und Assistenten sowie 404 Horterzieherinnen und Horterzieher. In einem Modellprojekt seien darüber hinaus zehn Schulverwaltungsassistentinnen und -assistenten bei den Landkreisen Schmalkalden-Meiningen und Kyffhäuserkreis beschäftigt; die ersten Erfahrungen sind sehr gut.

Einige Neuerungen angekündigt

Holter kündigte einige Neuerungen an. So müssten etwa Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger in den ersten beiden Halbjahren ihrer Beschäftigung ein geringeres Stundendeputat eigenständigen Unterrichts erbringen und bekommen so wesentlich mehr Zeit für die Hospitation im Unterricht erfahrener Kolleginnen und Kollegen und für ihre Qualifizierung und Orientierung im Berufseinstieg. Zudem solle es eine neue Entfristungsmöglichkeit für Seiteneinsteiger geben sowie schnellere Prüfprozesse. An den Fachhochschulen könnten beispielsweise erworbene Abschlüsse und einige weitere, die zur Anerkennung von Lehrfächern führten, nun direkt im zuständigen Staatlichen Schulamt geprüft und anerkannt werden.

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