Seoul. Südkorea hat die niedrigste Geburtenrate der Welt. Nun will der Staat gegensteuern – mit großen Dating-Events und einem klaren Ziel.

Der Saal ist gefüllt mit rosa Ballons, auf den Tischen stehen Weinflaschen, im Hintergrund warten Bildschirme mit Videospielkonsolen. Die Anwesenden sollen sich wohlfühlen, vergnügen – und hoffentlich zueinander finden. Damit das Ganze seinen Zweck erfüllt, müssen je die Hälfte der Teilnehmenden weiblich und männlich sein, sich außerdem heterosexuell orientieren. Denn eines Tages sollen die hier zusammengeführten Personen Kinder machen. Wozu sonst würde die Stadtverwaltung das Ganze organisieren?

In weiten Teilen der Welt verblüfft dieses Bild. Aber in Südkorea ist es Teil der Realität: Der öffentliche Sektor betätigt sich als Heiratsvermittler, um junge Menschen zu verkuppeln. In diversen Städten organisieren Behörden seit Jahren Blind Dating und ähnliche Mottoevents. „Es ist die Verantwortung der lokalen Regierung, Bedingungen zu erfüllen, damit Menschen, die heiraten wollen, ihre Partner finden“, sagte etwa Shin Sang-jin, Bürgermeister der Großstadt Seongnam südlich der Hauptstadt Seoul, vor kurzem der New York Times. Viele Amtskollegen würden Shin zustimmen.