Kaatschen. Die Weingüter der Region sind besorgt. Temperaturen unter 0 Grad Celsius sind möglich. Winzer André Zahn hofft auf Unterstützung von oben.

Eigentlich waren die Vorzeichen nicht so übel, unter denen das Jahr 2024 in die Vegetationsphase gestartet war. Besonders die Niederschläge im Herbst und Winter, aber auch die Warmphasen haben die Winzer an Saale und Ilm sehr erfreut. Etwa zwei bis drei Wochen Vorsprung haben die Weinstöcke an den Hängen über Kaatschen gegenüber dem Zehn-Jahres-Mittel. Ob das Fluch oder Segen ist, darüber wird jedoch der weitere Verlauf im Chaoswettermonat April entscheiden, denn es sind Temperaturen unter Null Grad Celsius möglich. Weingut-Chef André Zahn hofft jedenfalls auf Beistand von ganz oben.

„Der Wein verfügt schon über gute Austriebe – und befindet zwischen dem Zwei- und Sechsblatt-Stadium. Deswegen besteht nun eine große Gefahr, dass das durch den angekündigten Frost dann alles runterfriert“, erklärt der Inhaber vom Thüringer Weingut Zahn. Sollten die Meteorologen genau am negativen Ende der Prognosen Recht behalten, dann drohe 2024 ein Ernteverlust von 50 Prozent. Der Wein müsse dann an den versteckten Augen erneut austreiben, was jedoch in einem geringeren Umfang geschehe und den Wachstumsprozess natürlich zurückwerfe und damit auch die mögliche spätere Reifezeit der Trauben verkürze.

Winzer machtlos, wenn Quecksilber unter Null Grad Celsius fällt

„Gefährlich wird es, wenn wir hier minus 1 Grad Celsius haben, aber es kommt auch auf die Luftströmung an und die Dauer der Kältephase. Wir hoffen natürlich, dass das schadlos vorbeigeht“, so André Zahn. Durch die offene Lage seiner Hänge sei es schwierig und aufwändig, Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Mancherorts werden Feuer als Wärmequellen entzündet, andere setzen auf Windkraft oder Hubschrauber, um wärmere Höhenluft mit der kühlen Luft am Hang zu vermischen. Nichts davon kann effektiv in Kaatschen angewendet werden.

„Wir gehen am Sonntag in die Kirche und beten, dass Petrus uns erhört. Das meine ich ernst. Denn was bleibt uns weiter als die Hoffnung?“

Weingut-Chef André Zahn hofft auf einen gnädigen Petrus.
Weingut-Chef André Zahn hofft auf einen gnädigen Petrus. © Martin Kappel | Martin Kappel/Archiv

Aktuell sieht es so aus, dass bis zum Wochenende die Frostgefahr gering sei, weil es regne. Aber Montag, Dienstag und Mittwoch gibt es unterschiedliche Prognosen von 1 Grad plus bis 2 Grad minus. Doch auch wenn das ohne Schaden vorübergeht, dann sei die Kuh noch nicht vom Eis und müssten die Eisheiligen erst abgewartet werden. „Schaltjahr bedeutet Kaltjahr – oder auch Scheißjahr. So ist es seit Jahrhunderten überliefert“, erklärt der Winzer mit einem Augenzwinkern, der seinen Optimismus freilich nicht verloren hat. So sei die Absatzlage für Wein zumindest den Umständen entsprechend gut. Auch habe die zuletzt besuchte Messe für Gastronomie durchaus positive Impulse vermittelt. Doch auch diese Branche bleibt unter ihren Möglichkeiten und leidet unter der allgemeinen Unsicherheit – etwa durch Kriegsauswirkung und Inflation.

Definitiv mehr als nur gut sind die Weine des 2023er-Jahrgangs, der zu 60 Prozent bereits in die Flaschen gefüllt ist. Wer das Spektrum der Zahn‘schen Winzerkunst selbst analysieren möchte, der kann 37 hauseigene Weine – überwiegend aus 2023 – und einige Süßweine an diesem Samstag, um 11 Uhr, 13 Uhr oder 15 Uhr zur Jungweinprobe im Kelterhaus in Kaatschen probieren. Die Teilnahme kostet 7 Euro. Zu Beginn des Tages haben sich auch die Thüringer Weinprinzessin und die Gebietsweinkönigin Saale-Unstrut angekündigt. Das Restaurant ist parallel ebenfalls geöffnet.