Altenburg. Andreas Strahlendorf erarbeitete politischen Leitlinien für die Integration im Landkreis

Seit sechs Monaten ist Andreas Strahlendorf Integrationsmanager im Altenburger Land. Seine erste Aufgabe: ein Integrationskonzept für den Landkreis auf den Weg bringen. „Eine total spannende Aufgabe“, wie der 48-Jährige umreißt. Das Ergebnis seines Tuns hat der Kreistag auf seiner jüngsten Sitzung beschlossen. Ein Konzept ist es noch nicht.

Politische Leitlinien sind erst der Anfang

Vielmehr umreißen die politischen Leitlinien für die Integration im Landkreis Altenburger Land (Pilila), die Strahlendorf erarbeitet hat, acht Handlungsfelder, die es nun zu managen gilt: interkulturelle Öffnung, Sprache, Bildung, Arbeit, Wohnen, Sport und Kultur, soziale Integration, Gesundheit. „Wohl wissend“, so Strahlendorf weiter, „dass diese Handlungsfelder untereinander verbunden sind und keines der Ziele isoliert ­betrachtet werden kann.“

Dafür unterwegs war Strahlendorf in den zurückliegenden Monaten vor Ort bei den Akteuren im Landkreis, die mit Geflüchteten arbeiten. „Ich wollte einen Überblick über deren Arbeit bekommen, nach dem Ziel ihrer Arbeit fragen und habe versucht, Integration in all ihren Facetten zu erfassen.“

Auf Landesebene trat er in Erfahrungsaustausch mit anderen Landkreisen und recherchierte deren Vorgaben.

„Was wir jetzt haben, ist ein Anfang. Mit den Leitlinien gehe ich zu den Akteuren und bespreche, wie diese mit Inhalt gefüllt werden können“, erläutert Strahlendorf sein weitere Vorgehen. Er wolle wissen, was es brauche, damit die Akteure vor Ort ihre Arbeitsziele erreichen können. Wenn das erledigt sei, gehe alles zurück in die Ausschüsse und in den Kreistag. So sollen Handlungsempfehlungen gegeben werden, die alle mittragen können. Denn: „Integration ist eine Aufgabe, die sich durch die gesamte Gesellschaft zieht.“

Matthias Bergmann (parteilos), hauptamtlicher Beigeordneter des Landkreises, wird konkreter. Die bisherige Konzeption sei ab 2016 aus dem Handlungsdruck heraus entstanden. „Alles läuft gut. Jetzt ist es jedoch an der Zeit, einen Orientierungsrahmen für die Akteure zu schaffen, ohne ihnen etwas überstülpen zu wollen.“ Der Kreis sei auf dem richtigen Weg, müsse sich allerdings neu ausrichten in seiner Integrationsarbeit. „Viele sind zuständig: Bund, Land, Kommunen. Wir unternehmen jetzt den Versuch, aus diesen einzelnen Puzzleteilen ein Mosaik zu bauen“, sagt er. Und Bergmann verdeutlicht das am Beispiel von Sprachkursen. Momentan werden diese an Volkshochschule, beim Innova Sozialwerk und an der Euroschule gegeben. „Ich habe mich vor sechs Monaten in einen Deutschkurs der Volkshochschule gesetzt, den Menschen verschiedener Nationen absolvieren müssen, wenn sie auf dem Arbeitsmarkt eine Chance haben wollen. Es war verblüffend, wie engagiert sie sich eingebracht haben. Das Anspruchsniveau des Kurses war sehr hoch“, erzählt er. Umso erschütternder war die Zeugnisausgabe Wochen später: 12 der 15 Teilnehmer haben den mündlichen Teil der Prüfung hervorragend geschafft, den schriftlichen Teil bestand nur einer von ihnen.

„Eine Evaluierung ist nicht möglich“, so Bergmann. Weil die Volkshochschule die Prüfungsunterlagen einschickt und nur die Benotungen zurückbekommt – ohne Fehleranalyse. „Niemand kann also nachvollziehen, woran das schlechte Abschneiden so vieler Teilnehmer bei der schriftlichen Prüfung gelegen hat. “ Das Fazit für das Integrationskonzept des Landkreises: „Wir wollen Sachen anbieten, die tatsächlich etwas für die Menschen bringen. Alles andere ist witzlos“, verdeutlicht der hauptamtliche Beigeordnete. Und hier sieht Integrationsmanager Strahlendorf sein Betätigungsfeld: unabhängig von der Zuständigkeit des Kreises will er die verschiedenen Akteure zusammenbringen, um Probleme zu lösen oder Veränderungen zu bewirken. Um bei dem Beispiel des Sprachkurses zu bleiben: „Jetzt müssen wir mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge reden, ob mit dem System etwas nicht stimmt, mit der Methodik der Sprachvermittlung oder ob die Lernenden einfach mehr Zeit benötigen.“

Die politischen Leitlinien, die der Kreistag jetzt verabschiedet hat, sieht Strahlendorf vor allem als Argumentationshilfe. „Diese Rechtfertigung brauche ich. Denn die einzige Möglichkeit, die ich als Integrationsmanager habe, ist, durch Überzeugung alle Akteure und Zuständigen an einen Tisch zu bringen. Für mich sind diese politischen Leitlinie breite Rückendeckung, für die Akteure vor Ort in unserem Landkreis sind sie ein starkes Signal für ihre Arbeit.“

Darüber hinaus werde das Konzept immer in Bewegung bleiben. „Es ist permanente Diskussionsgrundlage, deren Ziele ständig hinterfragt werden. Wenn wir nicht mehr darüber debattieren, ist das Konzept eigentlich tot.“