Jena. Die Jenaer Ernst-Abbe-Stiftung will Botanischen Garten und Planetarium als Einheit entwickeln und fragt: Weshalb gerade jetzt ein Verfahrensabbruch?

Die Ernst-Abbe-Stiftung ist „überrascht“ und „bedauert es sehr“, dass die Stadtspitze aus Denkmalschutz-Gründen das Verfahren zu einem Bebauungsplan für ein Hotel im Geviert zwischen Planetarium, Griesbach- und Botanischem Garten beenden will (Zeitung berichtete am Dienstag). Das ließ die Stiftung in einer Erklärung verlauten. Das Wort „Hotel“ wird darin nicht verwendet, dafür der Hinweis auf ein „Tagungsareal“ – auf „Veranstaltungsräumlichkeiten mit Unterbringung“.

Die Stiftung argumentiert, dass eine formelle Einbindung der am Verfahren Beteiligten, insbesondere der Denkmalbehörde, als nächste Stufe vorgesehen war. Das Landesdenkmalamt habe in einem Schreiben die besonderen Anforderungen im Umfeld des Planetariums deutlich gemacht und darauf hingewiesen, dass für eine verbindliche Bewertung eine formale Vorlage des Vorhabens notwendig sei. Bisher habe aber eine verabschiedungsfähige Planung nicht vorgelegen, mangels Antrag habe es so auch keine formelle Befassung und Stellungnahme des Denkmalschutzes geben können, heißt es in der Erklärung. Nun aber hätten weder die betroffenen Akteure noch die Jenaer Bürger Gelegenheit, über diese Planung wie auch bisherige gemeinsame Festlegungen zu diskutieren. Aus Sicht der Stiftung wäre es schade, ließe man „den Impuls gerade jetzt ohne unmittelbar erkennbaren Anlass ins Leere laufen“.

In der Erklärung wird angemerkt, dass der „Kulturraum Botanischer Garten und Planetarium als Einheit“ weiterentwickelt werden solle. Dabei gelte es, die räumlichen Bedingungen für Wissenschaftskommunikation und -pädagogik wie auch die bauliche Fassung des Einzeldenkmals Planetarium zu verbessern. Es gehe um Bildungsangebote wie „grünes Klassenzimmer“, um Seminare und Fachveranstaltungen. Dazu gehörten geeignete Unterbringungsmöglichkeiten. Die Pläne würden mit Gründung des Deutschen Optischen Museums (D.O.M.) noch gewichtiger, weil D.O.M. und Planetarium die Präsentation des für Jena bedeutsamen Themas Licht und Optik auf eine neue Stufe heben sollen.

Die Stadtverwaltung berief sich zuletzt auf ein Schreiben des Landeskonservators von 2017, wonach von ihm „keine denkmalfachliche Befürwortung in Aussicht“ stehe.

Die Fraktionen CDU, SPD, Bürger für Jena und FDP unterstützen den Aufhebungsbeschluss der Verwaltung, hieß es gestern in einer gemeinsamen Erklärung. „An dieser Stelle wollen wir kein Hotel“, sagte Bürger-für-Jena-Stadtrat Eckhard Birckner. „Die unmissverständliche, fachlich begründete Ablehnung des Vorhabens seitens der Verwaltung kann und darf von der Politik nicht ignoriert werden.“ Es habe bisher an Offenheit seitens des Bauherren gemangelt, stellte SPD-Fraktions-Chef Jörg Vogel fest. Zudem gebe es kaum einen Ort in Jena, an dem so viele Schutzbelange zusammentreffen.