Jena. Kleinere Klassen und Förderung auch nachmittags.

Kinder, die von Mitschülern in sozialen Netzwerken verunglimpft und gemobbt werden, und Jugendliche, die Lernprobleme versuchen mit Drogen in den Griff zu kriegen, sind an vielen Schulen ein ernst zu nehmendes Problem. „Da machen Jenaer Schulen keine Ausnahme, besonders Drogenprävention ist hier wichtig“, sagt Rüdiger Schütz, Schulleiter der Integrierten Gesamtschule „Grete Unrein“ in Jena. Nach seiner Erfahrung seien die Schulen besonders erfolgreich dabei, wo Schulsozialarbeiter die Schüler, Eltern und Lehrer unterstützten. Nicht überall im Freistaat sei die Ausstattung der Schulen aber so gut wie in der Stadt Jena, räumte Torsten Wolf, bildungspolitischer Sprecher der Landtagsfraktion der Linken, dazu ein. „Deshalb wird die Regierungskoalition im Haushalt für 2020 den Etat für Schulsozialarbeit verdoppeln“, kündigte er an. 10,2 Millionen Euro mehr seien dafür vorgesehen, damit könnten 180 zusätzliche Sozialarbeiter an Schulen tätig werden. Jena werde etwa neun neue Sozialarbeiter-Stellen bekommen.

Doch nicht nur im neuen Haushalt soll dieser pädagogische Bereich gestärkt werden. Auch im neuen Thüringer Schulgesetz, das am 12. Juni vom Landtag beraten und möglichst beschlossen werden soll, werde die Schulsozialarbeit und die Tätigkeit von unterstützendem Personal an den Schulen bessergestellt.

Jenaer Erfahrungen in der Schulpolitik seien auch in anderer Hinsicht in das neue Schulgesetz eingeflossen, erklärte Wolf . So sei künftig die Gesamtschule – in Jena war sie nach der Wende die erste alternative Schulform – eine allen anderen Schularten gleichgestellte Schule. Auch habe die Jenaplan-Idee einen eigenen Passus im neuen Schulgesetz bekommen, damit dieses Modell nicht ausläuft. Ebenso gelte das für Förderschulen.

Förderschulen haben weiter Bestand

Anders als von Kritikern des neuen Schulgesetzes behauptet, werde dieses die Förderschulen im Freistaat keineswegs beseitigen. „Inklusion hat für uns Vorrang, aber natürlich müssen die Schulen personell, räumlich und sächlich die Voraussetzungen erfüllen können, dass Kinder mit speziellem Förder- und Hilfsbedarf diesen auch bekommen“, sagte Wolf. Wo dies nicht gegeben sei, sollten die Kinder besser in Förderzentren unterrichtet werden. „In Jena gibt es zwei sehr gute Förderzentren, die Kastanienschule und die Janis-Schule, die wird es auch weiterhin geben“, sagte Wolf. Das neue Schulgesetz werde die Schulträger zu Inklusions-Entwicklungskonzeptionen und deren Überprüfung alle fünf Jahre verpflichten. „Zudem gehen wir noch einen Schritt weiter, das Gesetz regelt: Das Recht auf Förderung haben Kinder an Ganztagsschulen auch nachmittags“, sagte Wolf. Das bedeute, dass dafür 2020 rund 150 Erzieherinnen zusätzlich eingestellt werden.

Günstige Bedingungen für die Inklusion will das Schulgesetz auch durch unterschiedliche Mindest-Klassenstärken an Schulen bieten, die niedriger liegen als die bisher geltenden. In Grundschulen sind das beispielsweise 15 statt bisher 22 Kinder. Zudem besagt Paragraf 41b (2), dass Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf und solche mit Förderbedarf zum Erwerb der deutschen Sprache bei der Klassenbildung doppelt gezählt werden. In kleineren Klassen soll so die Belastung für Pädagogen und Erzieher gesenkt und Kindern das Lernen erleichtert werden.

„In der Thüringer Bildungspolitik haben die vergangenen Regierungen viele Probleme angestaut, es ist gut, dass mit der Gesetzesänderung jetzt Veränderungen auf den Weg gebracht werden“, urteilte Rüdiger Schütz.