Blankenstein. Heimatgeschichte Im Kreis Lobenstein existierten bis Ende 1989 drei Hundertschaften der Kampfgruppen

Demonstriert wurde auch in Blankenstein immer am 1. Mai. 1961 führte den Zug eine Schalmeienkapelle an, dahinter marschierten die Kampfgruppen. Auch als Symbol in Richtung des nahen Westens. Schaut her, wir verteidigen unsere Errungenschaften.

Im Herbst 1961 wurden die Genossen wieder gebraucht, als Menschen ihren Wohnort im Sperrgebiet verlassen mussten. Zwangsaussiedelung für politisch Unzuverlässige. Am 2. Oktober kurz nach Mitternacht wurden die Männer in ihre Sammelräume bestellt und dort bewaffnet. Die 2. und 3. Hundertschaft stand für die Dauer des Einsatzes bereit. Die 2. Hundertschaft Lehesten hatte sich im Hammersaal Wurzbach einzufinden. Um Lehesten und Schmiedebach bezogen fünf Beobachtungsposten Stellung. Die 3. Hundertschaft Blankenstein versammelte sich im Kultursaal der ZPR. Die Bewaffnung erfolgte, Munition wurde aber nur für die Beobachtungsposten ausgegeben.

Um für alle eventuellen Störungen der Aktion „Kornblume“ gewappnet zu sein, wurde auch eine Hundertschaft aus Pößneck nach Lobenstein beordert. Sie hielt sich im Sägewerk in der Poststraße auf. Unterstellt waren die Kampfgruppen während der Aktion dem Kommando Grenze der NVA.

Verantwortlich für die Ausbildung und operative Führung der Kampfgruppen war das Ministerium des Innern. Ihm oblag auch die Bewaffnung. Pistolen, Kalaschnikows, Flaks, Granatwerfer, Panzergeschütze und Schützenpanzerwagen gehörten zur Ausrüstung. Nach jedem Ausbildungsjahr wurde eine Abschlussüberprüfung durchgeführt.

1987 wurden erstmals Frauen aufgenommen

Die der Hundertschaft der ZPR im September 1987 hatte die Aufgabe, den Ausbildungsstand zu überprüfen, die Fähigkeiten der Kommandeure, Zug- und Gruppenführer einzuschätzen und durch hohe Ergebnisse die Note 1 zu erreichen. Klassenauftrag erfüllt lautete das Fazit. Lob für den Funk- und den Pioniertrupp. Geübt wurde auch die Visierübung zur Fliegerabwehr sowie die Vorwärtsbewegung unter Feindeinwirkung. Wenn Arbeiter Waffen tragen, ist der Frieden in guten Händen, war danach in der Betriebszeitung zu lesen. Zur Ausrüstung gehörten Uniform, Stahlhelm, Schutzmaske, Sturmgepäck, Feldspaten. Eine Kampfgruppenschule befand sich ab 1974 in Gera.

Der VEB Feingusswerk Lobenstein war der Trägerbetrieb für die Hundertschaft „Karl Schweizer“. Deren Angehörige kamen aus 17 Betrieben und Einrichtungen und waren zwischen 25 und 55 Jahre alt. Bei bestimmten Anlässen präsentierte die Hundertschaft ihre Traditionsfahne. So auch zum 30. Jahrestag der Bildung der Kampfgruppen im Jahr 1983. Am 7. Oktober, dem Tag der Republik, ­zogen die Genossen ihre Uniformen für den Kampfappell mit Vorbeimarsch an der Tribüne vor dem Kreiskulturhaus an. Abends fand dann im Saal eine Auszeichnungsveranstaltung mit Festempfang des Sekretariates der SED-Kreisleitung für verdienstvolle Kämpfer statt.

Eher gering war in den Tagen danach das Interesse der Bürger an der Ausstellung 30 Jahre Kampfgruppen im Feuerwehrgerätehaus Lobenstein. „Wachsam, kampfentschlossen und gefechtsbereit“, „Unsere Errungenschaften vor den Feinden des Sozialismus schützen“ sowie „Zuverlässiger Schutz der Arbeiter-und-Bauern-Macht“ hießen die Losungen zum Jubiläum. Die Hundertschaften waren zur Traditionspflege verpflichtet und trugen einen Ehrennamen. Die Aufsicht über die Einheiten oblag einem Offizier im Volkspolizeikreisamt Lobenstein.

Die Kampfgruppen wurden 1953 in Betrieben gebildet. Wer Mitglied werden wollte, musste 25 Jahre alt sein. In den 1980er Jahren gehörten etwa 200.000 Männer den Kampfgruppen an. Und auch Frauen. Die ersten zwei wurden zur Abschlussübung der Hundertschaft der ZPR 1987 aufgenommen.

Zwei Jahre später wurden die Einheiten nicht mehr gebraucht. Am 6. Dezember 1989 ordnete der Innenminister der DDR, Generalleutnant der VP Lothar Arendt, die Entwaffnung der Kampfgruppen an. Am 14. Dezember 1989 beschloss der Ministerrat die Auflösung der Kampfgruppen zum 30. Juni 1990. Bis zum Februar wurden die Fahrzeuge und Waffen bei der Volkspolizei und der NVA eingelagert und später vernichtet oder verkauft. Die Zeitung „Der Kämpfer“ erschien nicht mehr.