Erfurt. Tausende Flüchtlinge sitzen in Griechenland fest. Deutschland will zunächst 50 Kinder und Jugendliche aufnehmen. Das sei zu wenig, findet Thüringens Migrationsminister Adams - und denkt über ein eigens Aufnahmeprogramm nach.

Die von der Bundesregierung angekündigte Aufnahme von 50 Minderjährigen aus den Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln reicht nach Ansicht von Thüringens Migrationsminister Dirk Adams (Grüne) nicht aus. „Das kann nur ein Anfang sein“, sagte Adams der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt. Allein Thüringen könnte nach seiner Einschätzung 200 bis zu 250 Flüchtlinge aufnehmen - unbegleitete Minderjährige oder kranke Kinder mit ihren Kernfamilien.

Auf den griechischen Inseln, wo Tausende Flüchtlinge festsitzen, müsse eine humanitäre Katastrophe verhindert werden. „Am besten wäre es, wenn der Bund jetzt schnell handelt“, sagte Adams. Notfalls werde Thüringen aber dem Beispiel von Berlin folgen und ein Landesprogramm zur Aufnahme von Kindern und Jugendlichen aus den Flüchtlingslagern in Griechenland auflegen. „Wichtig ist, dass es jetzt beginnt.“

Adams betonte, er setze zunächst auf den Bund, der ganz andere Voraussetzungen habe als das Land, um Flüchtlinge von den griechischen Inseln nach Deutschland zu holen. „Thüringen möchte aber einen aktiven Part spielen.“

Nach seinen Angaben hat sich das Land an das Bundesinnenministerium gewandt und seine Bereitschaft zur Aufnahme unbegleiteter Minderjähriger erklärt. Zudem liefen Vorarbeiten für ein mögliches Aufnahmeprogramm des Landes. „Wenn möglich wollen wir das aber zusammen mit dem Bund, den anderen Bundesländern und den Kommunen machen“, sagte Adams.

Vor Ostern hatte die Bundesregierung beschlossen, dass Deutschland voraussichtlich in dieser Woche die ersten 50 unbegleiteten Minderjährige aus den griechischen Flüchtlingslagern aufnimmt. Einige Hundert sollen später folgen.

Die ersten zwei Wochen nach ihrer Ankunft sollen die ersten 50 Minderjährigen in Corona-Quarantäne in Niedersachsen verbringen. Anschließend sollen sie auf mehrere Bundesländer verteilt werden. Allein im Lager Moria auf der Insel Lesbos sollen nach Ministeriumsangaben mehr als 20 000 Menschen leben, darunter 1000 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge.