Die Thüringer Wirtschaft hat mit Sorge auf die Ausrufung der Alarmstufe Gas durch die Bundesregierung reagiert.

Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat am Donnerstag die zweite Krisenstufe im Notfallplan Gas ausgerufen. Mit Sorge reagiert die Thüringer Wirtschaft. "Die Lage ist ernst und bringt die Unternehmen weiter in Schwierigkeiten", sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Wirtschaft Thüringen, Stephan Fauth, am Donnerstag. Die Unsicherheit für die Firmen nehme enorm zu.

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Habeck ruft zweite Alarmstufe im Notfallplan Gas aus

Anja Siegesmund: Gaseinsparungen sind jetzt das A und O

So wären beispielsweise in der Thüringer Metall- und Elektroindustrie 76 Prozent der verbandsgebundenen Betriebe in der eigenen Produktion von einem Gas-Stopp betroffen, sagte Fauth. Knapp 60 Prozent seien bei Vorleistungen von Gas abhängig. Nach Ansicht der Erfurter Industrie- und Handelskammer (IHK) brauchen die Unternehmen noch Zeit, um sich auf einen Ausfall der Gasversorgung vorzubereiten.

Energieminister Anja Siegesmund (Grüne) sagte, Gaseinsparungen seien jetzt das A und O, um die Speicher bundesweit zu füllen. Jede eingesparte Kilowattstunde helfe. Die bei finanziellen Schieflagen vorgesehenen Kredite und Zuschüsse für Unternehmen müssten weiter ausgebaut und Verbraucher zügig entlastet werden.

Erfurter Stadtwerke haben Krisenstab eingerichtet

Die Stadtwerke Erfurt haben einen Krisenstab eingerichtet um schnell und angemessen reagieren zu können. Nach jetzigem Stand könnten alle Kunden wie gewohnt weiter versorgt werden, teilte die SWE Stadtwerke Erfurt GmbH mit. Durch verschiedene Maßnahmen wie der Verlagerung von Gasmengen innerhalb Deutschlands oder dem Ausland sei noch ausreichend Gas vorhanden.

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Forderung nach längeren AKW-Laufzeiten

Die Südthüringer IHK forderte ebenfalls wie die FDP-Gruppe im Thüringer Landtag eine Verlängerung der Laufzeit der letzten drei verbliebenen deutschen Atomkraftwerke. Das scheine aufgrund der aktuellen Situation geboten und sei auch technisch und politisch möglich, erklärte die Kammer. FDP-Gruppenchef Thomas Kemmerich sagte, die vorhandenen Brennstäbe könnten drei bis vier Monate über das geplante Abschaltdatum am 31. Dezember hinaus genutzt werden.

Nach der drastischen Verringerung der Gaslieferungen durch Russland hat die Bundesregierung die Alarmstufe im Notfallplan Gas ausgerufen. Gasverbraucher müssen aber zumindest im Moment nicht fürchten, dass ihre Versorger die Lieferverträge kündigen und höhere Preise verlangen. Dazu wäre ein weiterer Schritt der Bundesnetzagentur nötig.

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