Erfurt. Linke, SPD und Grüne haben sich trotz des ungelösten Konflikts um die künftigen Thüringer Ministerien offiziell zu einer gemeinsamen Minderheitsregierung bekannt.

Gleichzeitig scheint nach den vorerst gescheiterten Verhandlungen über den Zuschnitt der Landesregierung das Klima zwischen den Partnern erheblich gelitten zu haben. Die Spitzen der drei Landesparteien hatten am Donnerstag zehn Stunden ergebnislos getagt.

Nach Informationen dieser Zeitung bleiben vor allem die Zuständigkeiten für den Landwirtschafts- und Forstbereich umstritten. Hier verlangen die Grünen unter Umweltministerin Anja Siegesmund den Zugriff, doch die Linken leisten Widerstand. Neu hinzugekommen ist der Streit um den Tourismusbereich. Zudem wollen die Grünen das Justizministerium abgeben, da Amtsinhaber Dieter Lauinger nach einer Affäre als belastet gilt.

Die linke Landes- und Fraktionsvorsitzende Susanne Hennig-Wellsow räumte am Freitag Meinungsverschiedenheiten ein: „Manchmal muss man auch mal streiten.“ Dadurch sei aber die Fortsetzung von Rot-Rot-Grün als Minderheitsregierung „nicht gefährdet“. Ähnlich äußerten sich SPD-Landeschef Wolfgang Tiefensee und Umweltministerin Anja Siegesmund.

Die Spitzen von Linke, SPD und Grüne hatten am Mittwoch den Koalitionsvertrag beschlossen, der nun von Parteitagen oder der Basis bestätigt werden muss. Die drei Parteien verfügen im neuen Landtag nur noch über 42 Stimmen. Die Mehrheit liegt bei 46 Stimmen.

In der Thüringer CDU gab es zuletzt Forderungen nach einer gemeinsamen „Projektregierung“ mit der Linken. Allerdings fand dies keine Mehrheit in Landespartei und Landtagsfraktion. Jetzt soll gemeinsam mit der FDP mit dem geschäftsführenden Ministerpräsidenten Bodo Ramelow (Linke) über die Möglichkeit gemeinsamer Einzelvorhaben verhandelt werden.

Die CDU kritisierte den Vertrag. „Für mich stellt sich die Frage, was die rot-rot-grünen Vorhaben wert sind, wenn dort schon über Personal und Schwerpunkte der Ministerien keine Einigkeit besteht“, sagte Landeschef Mike Mohring dieser Zeitung. „Vorhaben, die eine einseitige rot-rot-grüne Handschrift zeigen, werden wir ganz sicher nicht mittragen.“ Dazu zählten die Freigabe von Drogen oder das Wahlalter mit 16 Jahren.