Saalfeld. Saalfelds Partnerstadt Kulmbach macht gerade vor, wie man eine Kleinstadt mit 1000 Studenten belebt. Grüne wollen Diskussion anstoßen.

Über das Saalfelder „Bahnhofsquartier“ zwischen dem Busbahnhof und der Räditzkreuzung machen sich derzeit so einige Leute Gedanken. Was soll aus der Brache mit zwei Kreisverkehren werden, nachdem die Pläne für großflächigen Einzelhandel vom Tisch sind? Investor Josef Saller, dem ein Teil der Flächen gehört, steht hier ebenso in der Verantwortung wie die Stadt.

Der Kreisverband der Bündnisgrünen Saalfeld-Rudolstadt hat anlässlich des Besuchs von Bundestagsfraktionschefin Katrin Göring-Eckardt seine Vorstellungen für die zukünftige Nutzung der Brachfläche jetzt skizziert. „Aus unserer Sicht ist es ein Glücksfall, dass das Fachmarktzentrum vom Tisch ist. Wir wollen nun offensiv für unsere Idee werben, an dem Standort einen überregional wirksamen Wissenschaftscampus zu etablieren. Unserer Meinung nach ist die Fläche ideal geeignet, um dort Forschungsinstitute beziehungsweise Bildungseinrichtungen anzusiedeln“, erklärte Grünen-Stadträtin Susanne Bätz am Dienstag. Dass es bis dahin ein langer und steiniger Weg ist, sei den Ideengebern klar. „Dennoch waren die Bedingungen wohl selten so gut wie jetzt. Auf Bundesebene wird über alle Parteigrenzen hinweg nicht nur die strukturelle Stärkung der ländlichen Räume gefordert, sondern auch die Ansiedlung von neuen Forschungs- und Bildungseinrichtungen in Ostdeutschland. Wir haben mit dem Bahnhofsquartier eine prädestinierte Fläche und wollen Saalfeld frühzeitig als zukünftigen Standort einer überregional wirksamen Einrichtung ins Gespräch bringen. Daher sind wir froh, dass Katrin Göring-Eckardt unserer Einladung gefolgt ist, um mit uns über die Chancen und Möglichkeiten einer solchen Ansiedlung in Saalfeld zu sprechen“, ergänzt Sebastian Heuchel vom Kreisvorstand.

Wie das in der Praxis gehen kann, macht gerade die Saalfelder Partnerstadt Kulmbach vor. Hans Dieter Herold ist dort langjähriger Stadtrat der Grünen und hat die Vorbereitungen für die Schaffung des „Campus Kulmbach“ aktiv begleitet. Im Frühjahr 2019 wurde in der Stadt am Main die „Fakultät für Lebenswissenschaften – Lebensmittel, Ernährung und Gesundheit“ der Universität Bayreuth gegründet. In den kommenden Jahren soll auf dem ehemaligen Güterbahnhof ein Universitäts- und Forschungscampus für bis zu 1000 Studenten und 40 Professoren entstehen. „Unser gesamter Stadtrat zieht an einem Strang, damit der Freistaat in Kulmbach rund 100 Millionen Euro investiert“, sagte Herold.

Die Bündnisgrünen wollen die Erfahrungen aus der fränkischen Partnerstadt nutzen, um die eigene Idee zu konkretisieren und voranzubringen. Katrin Göring-Eckardt kann sich vorstellen, dass man diesbezüglich sowohl mit der Landesregierung in Thüringen als auch mit der Friedrich-Schiller-Universität in Jena sowie den Instituten der Stadt ins Gespräch kommen müsse. Sie bot sich an, die Kontakte anzubahnen. „Wir brauchen landesweit eine Regionalförderung für Gebiete, wo es nicht so gut läuft – egal ob Ost oder West“, sagte die Thüringerin. Dabei müssten in größeren Zeitdimensionen gedacht und Partner mit ins Boot geholt werden.