Im Wahlkreis 194 Gera - Jena - Saale-Holzland-Kreis muss der Kandidat der Linken Ralph Lenkert sein Direktmandat für den Bundestag an den Wahlkreisgewinner von der CDU abgeben. Die SPD rangiert noch hinter den Linken.

Gera. Gedrückte Stimmung gestern Abend bei den Geraer Linken. Ralph Lenkert, der für sie im Jahr 2009 in den Bundestag eingezogen war, hat zur gestrigen Bundestagswahl sein Direktmandat verloren. Auch in der Wahlstatistik für Gera. Immerhin: Lenkert hielt den Linken und den Wählern in Gera am Wahlabend die Treue und fuhr erst nach der Wahlparty nach Hause nach Jena: "Ich habe vier Jahre lang gekämpft im Bundestag und getan, was ich konnte, mehr ging nicht."

Den haushohen Sieg hat Albert Weiler aus Zimmritz davon getragen und mit ihm die Kanzlerpartei CDU. "Ich wollte ja noch nach Gera fahren zur Wahlparty, aber ich komme hier nicht weg", sagte Weiler aus Zimmritz gestern gegen 20 Uhr am Telefon. Dankbar sei er, dass er von den Geraern so gut angenommen worden sei. "Im Bundestag werde ich jetzt hart arbeiten müssen - auch für Gera", versicherte er den Wählern hier.

Für die Bundespolitik könnte sich der Chef der Verwaltungsgemeinschaft "Bergbahnregion/Schwarzatal" in Oberweißbach eine große Koalition vorstellen, "die ist mir lieber als Rot-Rot-Grün." Auf jeden Fall setzt er auf das Miteinander seiner Partei mit den anderen im Bundestag. Bei den Geraer Christdemokraten herrschte gestern Abend Partystimmung im Cafe Kanitz am Markt. "Wenn Weiler im Ergebnis der Erststimmen noch vor den Zweitstimmen für die CDU gelegen hat, sagt das, dass die Person gezogen hat", meinte der Geraer Kreisvorsitzende Christian Klein. Das Wahlergebnis sieht er als wichtiges politisches Signal, selbst für Gera mit tiefroten Wahlbezirken, wo Weiler zum Teil doch vorn lag. Später setzten sich Klein und andere von Geras CDU ins Auto, um zur Gewinnerparty zu fahren.

"Gratuliere zum Erfolg, den muss man neidlos anerkennen", meinte Ingo Menke von den Grünen noch im Vorbeigehen auf dem Markt. Und auch Grünen-Sprecher Eugen Weber war beeindruckt vom Wahlsieg der Konservativen und den Ergebnissen der Alternative für Deutschland (AfD): "Wir sind Kummer gewöhnt."

Vermisst wurde am Abend Volker Blumentritt in Gera. Am Nachmittag war er noch wahlkämpfend im Stadtzentrum gesehen worden. Sein Platz beim Talk im OKG blieb aber leer. Für einen Wiedereinzug in den Bundestag reicht es für den Ex-Abgeordneten aus Jena-Lobeda offenbar nicht. "Ich werde mich wohl wieder im Stadtrat und im Ortsteil Lobeda meinen Aufgaben widmen. Es war die letzte Chance, dass die Jenaer mich in den Bundestag hätten wählen können. Wenn ich schon in der Stadt nicht gewinne, dann ist das ein Zeichen, das ich zu respektieren habe", meinte Blumentritt mit Blick auf die vorläufigen Zahlen. "Dass es schwer wird, haben wir von Anfang an gewusst", kommentierte der Geraer SPD-Kreisvorsitzende Thilo Wetzel das Ergebnis.

Starke Enttäuschung hatte sich im Cafe Zeppelin breit gemacht. Dort spülten die Geraer Liberalen ihren Ärger darüber hinunter, dass ihre Partei den Einzug in den Bundestag nicht geschafft hat. "Im Wahlkampf hat es an Themen gefehlt, Wahlversprechen wie die Steuer­reform und die Steuersenkung wurden nicht erfüllt," sagte der Kreisvorsitzende Falk Nerger. Geras FDP sieht in der Niederlage ihrer Partei die Chance, an der Basis sich wieder zusammenzufinden für die Wirtschaft, die Bildung, die Freiheit. "Aber auch die Sozialpolitik muss für uns Thema werden", fordert Nerger für seine Partei.

Peter Lengert sah das Ergebnis der Piraten "so wie erwartet, aber besser als die Prognosen." In den Bundestag haben sie es nicht geschafft.