Schmalkalden. Auf einer Kundgebung gegen die Maßnahmen der Corona-Pandemie trat am Pfingstmontag „Erich Honecker“ auf - und warb für einen CDU-Kandidaten.

Ralph Eckhardt bemüht sich über zwei Stunden, einen seriösen Veranstaltungsorganisator zu geben. In Schmalkalden folgen seinem Aufruf am Pfingstmontag mehr als 500 Menschen. Die Kundgebung des sogenannten „Neuer Schmalkaldischer Bund“ richtet sich gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Eckhardt will das als große Aufgabe für alle Menschen verstanden wissen und gibt sich versöhnlich auch mit denen, die die Maßnahmen unterstützen.

Er kann auf eine durchaus prominente Rednerliste verweisen, auch wenn Vera Lengsfeld kurzfristig absagen muss, und betont ganz zu Anfang die enge Verbindung zum Bündnis „Thüringen steht zusammen“ - ein Querdenkerbündnis, das vor einigen Wochen in das Visier des Verfassungsschutzes geraten ist. Auch von Verschwörungstheorien oder Rechtsextremismus will Eckhardt nichts wissen. „Ich bin nichts rechts“, betont er.

Hinter ihm sind da schon zwei Plakate entrollt, die die Verschwörungstheorien der Coronaleugner bedienen. In großen Lettern wird darauf von „Lügen-Pandemie“ und dem drohenden „Great Reset“ geschrieben.

Den Vergleich mit dem Nazi-Regime besorgt dann der sächsische Kolumnist Elmar Gehrke. Er spricht davon, dass Deutschland ein Land sei, dass eine Regierung habe, die „mit Ermächtigungsgesetz und Notverordnung auf eine neue Diktatur zusteuere“. Die Ministerpräsidentenkonferenz, die lange gemeinsam mit Kanzlerin Merkel (CDU) den Kurs in der Corona-Pandemie vorgab, nennt er „speichelleckendes Zentralkomitee“.

Kabarettist Uwe Steimle wiederum geht, als Erich Honecker auf die Bühne wirbt offen dafür, dass die Schmalkalder „den Kandidaten der Nationalen Front“ bei der Bundestagswahl wählen sollen - und nennt den umstrittenen Ex-Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen, der für die CDU in Südthüringen kandidiert. Die Menge johlt.

Für die Polizei bleibt der Einsatz auf dem Altmarkt friedlich. Dennoch muss sie mehrfach eingreifen, beispielsweise als ein Plakat entrollt wird, dessen Inhalt den Anfangsverdacht der Volksverhetzung erfüllt. Die Beamten stellen das Banner sicher. Mehrfach wird die Identität von Personen festgestellt. Dabei widersetzt sich ein Kundgebungsteilnehmer aktiv. Zwei wiederum belassen es bei passivem Widerstand und setzen sich auf den Boden.

Nachdem zunächst nur 500 Personen auf dem Versammlungsgelände zugelassen sind, erhöht die Versammlungsbehörde die Zahl nach Rücksprache mit der Polizei, weil noch deutlich mehr Personen draußen warten. Damit sind am Schluss bis zu 600 Menschen bei der Kundgebung gewesen.