Altenburg. Der Friedhof von Altenburg war bislang für Menschen vorgesehen. Jetzt dürfen auch Hunde und Katzen bestattet werden. „Möglich, dass Altenburg Vorreiter ist“, sagt die Stadtverwaltung.

  • Seit dem 1. Januar erlaubt der Friedhof in Altenburg Tierbestattungen.
  • Möglicherweise ist die Gemeinde im Altenburger Land damit Vorreiter, denn der Stadtverwaltung ist kein weiterer Fall bekannt.
  • Von der ersten idee an dauerte es fünf Jahre, bis die Bestattung von Hunden und Katzen endlich genehmigt wurde.

In fünf Jahren feiert der Friedhof Altenburg sein 500-jähriges Bestehen. Der erste Verstorbene wurde im Grüntaler Weg 1529 beigesetzt. Heute finden dort pro Jahr zwischen 700 und 800 Bestattungen statt, 2023 waren 30 Baumbestattungen darunter. Seit dem 1. Januar 2024 können auf dem städtischen Friedhof nun auch Tiere ihre letzte Ruhestätte finden.

Altenburg als Vorreiter mit dieser Nutzungsmöglichkeit des Friedhofes

„Genauer gesagt, Haustiere, keine Nutztiere“, informiert Denis Anders, Chef des städtischen Fachbereiches Kommunale Dienstleistungen. Den entsprechenden Beschluss, die Nutzungsmöglichkeiten des Altenburger Friedhofes mit diesem Angebot Tierbestattung zu erweitern, fällte der Stadtrat in seiner letzten Sitzung des vergangenen Jahres mit großer Mehrheit, wie Christian Bettels jüngst informierte. „Möglich, dass Altenburg damit sogar Vorreiter ist“, so der Sprecher der Stadtverwaltung auf Nachfrage dieser Zeitung. Er selbst kenne zumindest keinen weiteren Friedhof, auf dem Mensch- und Tierbestattungen in dieser Form möglich seien.

120 Quadratmeter an der Friedhofsmauer für 800 Urnengräber

Freilich: der Weg von der Idee bis zu diesem Stadtratsbeschluss war deutlich länger. „Mehr als fünf Jahre hat es wohl schon gebraucht bis zum heutigen Tag“, erzählt Anders. Für die Tierbestattungen ist nun eine Fläche reserviert, die laut Friedhofsleiter Andreas Stabrey bis dato ruhte. „Mindestens seit 50 Jahren schon“, sagt er. 120 Quadratmeter misst sie und liegt direkt an einem Stück der äußeren Friedhofsmauer. Die wird laut Anders noch frisch hergerichtet, an ihr können dann Tafeln oder Platten mit Namenszügen der Tiere, die dort ihre letzte Ruhestätte finden, angebracht werden.

Die Gemeinschaftsanlage bietet Platz für 800 Urnen, denn nur diese sind für die Tierbestattungen auf dem Altenburger Friedhof erlaubt. Angelegt ist das Areal jetzt erstmal für fünf Jahre. „In der Zeit wollen wir schauen, wie unser neues Angebot angenommen wird“, so Anders weiter.

Denis Anders (l.) und Andreas Stabrey auf dem Friedhof Altenburg.
Denis Anders (l.) und Andreas Stabrey auf dem Friedhof Altenburg. © Funke Medien Thüringen | Jana Borath

Was die Bestattungszeremonien angeht, so obliegt deren Gestaltung und Umfang den Herrchen und Frauchen der dahingeschiedenen Vierbeiner. Sie kann still und unspektakulär erfolgen, aber auch größere Zeremonien sind erlaubt. Ebenso wie die Nutzung der Feierhalle dafür. „Das richtet sich, wie auch bei Bestattungsfeiern für Menschen, nach den Wünschen der Familien und Tierbesitzer und wird privat organisiert und finanziert“, umreißt Stabrey.

Nicht ausgeschlossen, dass dafür auch ein Bestattungsinstitut engagiert wird. Dass diese Firmen Tierbestattungen aufgeschlossen gegenüber stehen, weiß Anders. Seit der Altenburger Stadtrat Ende 2023 grünes Licht gegeben hat für diese Erweiterung der Nutzungsmöglichkeiten des Friedhofes in Altenburg, melden sich Bestattungsunternehmen auch bei ihm per Telefon, bekundeten Interesse und wollten Einzelheiten über die Modalitäten erfahren.

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Tier muss eingeäschert sein für die Urnenbeisetzung in Altenburg

Wichtig für die Stadt Altenburg ist: Das verstorbene Tier muss eingeäschert werden für eine Urnenbeisetzung im Grüntaler Weg. Für das Ausheben des Urnengrabes und dafür, dass sich die Kommune nach der Bestattung um die Anlage kümmert, verlangt die Stadt einmalig 100 Euro. Die Kosten für Einäscherung, für - so gewünscht - Bestattung mit Zeremonie und festlichem Rahmen seien komplett Privatangelegenheit und individuell, betont Anders. Der Kontakt, um den Termin für die Urnenbeisetzung abzusprechen, laufe laut Stabrey entweder über das städtische Bestattungsunternehmen Kommuna oder über die Altenburger Friedhofsverwaltung.

Was in Altenburg nicht möglich sein wird, ist die Bestattung von Mensch und Haustier in einem Grab. „Das gibt es bei uns nicht“, so Denis Anders. „Wir haben uns ganz bewusst für getrennte Anlagen innerhalb des Altenburger Friedhofs entschieden“, fügt er hinzu. Das neue Angebot, Tiere im Grüntaler Weg bestatten zu können, sei laut ihm eines, das den Friedhof - der Altenburger ist thüringenweit der älteste genutzte Gartenfriedhof innerhalb einer Stadt - als Kulturgut wieder etwas mehr in die Mitte der Wahrnehmung und des Stadtgeschehens rücken soll.

Haustiere sind oftmals die einzigen Weggefährten auf dem letzten Lebensabschnitt eines Menschen.
Denis Anders

Zumal sich das Verhältnis zwischen Mensch und Haustier in den vergangenen Jahrzehnten stark geändert hat. „Heute sind Haustiere Familienmitglieder“, fasst Denis Anders zusammen. Gerade für alte Menschen, die nur noch ihren Vierbeiner haben, sei es wichtig, von ihm Abschied nehmen und sein Grab besuchen zu können. „Denn für Menschen ohne Familie ist ein Haustier mitunter der einzige Weggefährte auf dem letzten Lebensabschnitt.“ Und Andreas Stabrey ergänzt: „Und nicht jeder Haustierbesitzer hat schließlich ein Grundstück oder einen Garten vor der Tür, wo er sein Tier beerdigen, das Grab besuchen kann.“

Erste Interessenbekundungen an einer Tierbestattung auf dem Altenburger Friedhof erreichen Stabrey übrigens seit Ende 2023. Eine Dame aus Frohburg beispielsweise rief an und wollte wissen, ob auch sie als Frohburgerin ihren Hund auf dem Altenburger Friedhof beisetzen lassen könne, denn die gesamte Familie habe im Grüntaler Weg ihre letzte Ruhestätte und da solle der Hund nicht fehlen. „Natürlich ist das möglich, geografisch sind wir nicht eingegrenzt“, so Stabrey. Er selbst sei sehr gespannt, wie die Möglichkeit der Tierbestattung auf dem Altenburger Friedhof angenommen wird und wie sie dann laufen werden. „Bei der ersten bin ich garantiert dabei“, sagt der Friedhofschef.