Altenburger Land. Archäologin Ines Spazier gräbt schon viele Jahre tief: Neue Enthüllungen aus den Untergründen des historischen Altenburger Landes.

  • Entdeckungen im Altenburger Land: Neues Buch beleuchtet archäologische Schätze.
  • Grabungszeichner verrät, wie er arbeitet.
  • Warum das Altenburger Land archäologisch so wertvoll ist.

Am 2. Februar stellte Ines Spazier, Gebietsreferentin Archäologische Denkmalpflege am Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie ihr Buch, eine Sonderveröffentlichung, „Neue archäologische Forschungen im Altenburger Land“ vor. Das Buch ist ein Sammelband über Grabungs- und Forschungsergebnisse archäologischer Untersuchungen im Altenburger Land.

Zwischen 2019 und 2021 fanden im gesamten Altenburger Land archäologische Untersuchungen an einer 23 Kilometer langen Ferngasleitungstrasse statt. Bedingt durch das siedlungsgünstige Altenburg-Zeitzer-Lösshügelland konnten über 20, vorher meist unbekannte Fundplätze dokumentiert werden. Zu den herausragenden Befunden gehören schnurkeramische Gräber und eine völkerwanderungszeitliche Einzelbestattung sowie Siedlungen aus der Jungsteinzeit, der Früh- und Spätbronzezeit, der vorrömischen Eisenzeit, der Latène- und römischen Kaiserzeit sowie aus dem 8. bis 10. Jahrhundert.

Ines Spazier berichtet in ihrer Publikation über die vielfältigen Ergebnisse der Trassengrabung. Um sich dem spannenden Themenfeld der Denkmalpflege und Archäologie etwas anzunähern, beantwortet die Archäologin dieser Zeitung ein paar Fragen.

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Woran wird zur Zeit im Altenburger Land konkret geforscht, Frau Spazier?

Forschungen sind ja nie ganz abgeschlossen, sie sind eine Daueraufgabe, kann man sagen. Durch die ständigen Bauarbeiten gibt es ja immer neue Grabungen. Und das Altenburger Land ist total fruchtbar, sogar bei kleinen Gräben können sehr aussagekräftige Funde gemacht werden. Meistens gehen Forschungen mindestens zehn Jahre lang.
Am Schloss in Altenburg, der ältesten Siedlungszelle, finden sich zum Beispiel immer wieder spektakuläre Funde. Wir sind auch dieses Jahr wieder am Ernestinum zu Gange oder am Josephinum. Oder auch spannend sind unsere Forschungen bei der kompletten Neuverlegung der Telekomleitungen in Altenburg und im Altenburger Land, die bereits seit letztem Jahr laufen. Wir schauen immer, was für alte Stücke zu finden sind.

Sind Sie immer erfolgreich bei den Grabungen?

Also, generell gibt es im Altenburger Land alles. Wenn sich aber auch einmal nichts findet, ist das ja auch eine wissenschaftliche Erkenntnis, wenn man so will. Wir haben aber wunderbare Bodenwerte in der Region und da gibt es von den ersten Siedlern der Linienbandkeramik bis heute einfach immer wieder neue spannende Erkenntnisse. Die ersten Forschungen im Altenburger Land sind wohl so auf das Ende des 19. Jahrhunderts festzulegen. Eigentlich seit der Goethe-Zeit wird in der Region gegraben.

Welche Erkenntnisse haben Sie besonders überrascht?

Man kann anhand der Knochensubstanz das Essen nachweisen, beziehungsweise die jeweilige Ernährung. So bis etwa zum 20. Lebensjahr ist das möglich. Und, zudem muss es Ende des 4. Jahrhunderts/ Anfang des 5. Jahrhunderts gewisse Klimawandlungen gegeben haben. Denn da hören unsere Funde schlagartig auf. Im Laufe des 5. Jahrhunderts kommen sie allerdings wieder. So hatte das Klima damals schon einen großen Einfluss auf die Menschen. Manchmal ist man selber über die Funde erstaunt. Und auch die Bodenqualität an den jeweiligen Orten sagt einiges darüber aus, ob und wie gelebt wurde. Das Altenburger Land hat super Böden, wenn aber ein Boden zum Beispiel zu sandig ist, leidet die Fruchtbarkeit darunter.

Gustav Wolf, Grabungszeichner, hat zahlreiche Illustrationen im Werk „Neue archäologische Forschungen im Altenburger Land“ erstellt. Auch er hat dieser Zeitung ein paar Fragen beantwortet.

Worauf ist man bei den Grabungen insgesamt besonders stolz, Herr Wolf?

Ich kann sagen, man ist besonders stolz auf alles. Zum Beispiel die Entdeckung völkerwanderungszeitlicher Gräber war und ist spektakulär, nicht nur für das Altenburger Land. Auch eisenzeitliche Funde, zum Beispiel in Kosma, sind ein Highlight. Das Altenburger Land ist siedlungsgeschichtlich einfach sehr voll. Wir erwarten auch immer überall Funde und haben damit dann meistens recht. Auch, wenn der ein oder andere das manchmal gar nicht glauben möchte. Am Beispiel in Zschernitzsch konnte man beispielsweise feststellen, dass hier die Besiedlung zu mehreren Perioden vorhanden war. So gab es Funde eines Gräberfeldes aus dem 7. und 8. Jahrhundert. Und die Gräber der Menschen waren damals auch ganz anders angelegt, wie man es heute kennt, viel zentraler. Man wollte die Toten damals „in Sichtweite“ haben.

Wie zeichnet man die Funde beziehungsweise wie arbeitet ein Grabungszeichner?

Auf jeden Fall wird händisch gezeichnet, zum Beispiel Grabprofile. Zunächst zeichnet man auf Millimeterpapier. Und die Funde werden meistens sogar mehrfach gezeichnet. Der Zeichner konzentriert sich dann darauf, jeden einzelnen Punkt umzusetzen und zwar sehr genau. Und, da künstliche Intelligenz derzeit ja ein großes allgemeines Thema ist: Das kommt für uns eher nicht infrage, da ist präzise Handarbeit von Menschen gefragt, das können Maschinen gar nicht leisten. Man muss ja auch einen gewissen Blick dafür haben, was es für Funde sind.