Reggio Calabria/Erfurt. Am Freitag hat in Italien ein der Prozess um das weltweite Anti-Mafia-Verfahren Eureka begonnen. Unter den Angeklagten sind auch Personen, die in Thüringen festgenommen wurden.

Im italienischen Reggio Calabria hat am Freitagmorgen der Prozess um das weltweite Anti-Mafia-Verfahren Eureka begonnen. Nach Informationen von MDR Investigativ und der Frankfurter Allgemeine Zeitung (F.A.Z.) stehen auch in Deutschland festgenommene Angeklagte vor dem italienischen Gericht. Unter ihnen befindet sich der im Mai vergangenen Jahres in Erfurt verhaftete Gastronom Maurizio C.

In einem Bunkersaal hinter verschlossenen Türen wird bei der Vorverhandlung ab Freitag unter anderem entschieden, wie viele der 115 Angeklagten sich demnächst in einem Hauptverfahren vor Gericht verantworten müssen. Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft Reggio Calabria gegen die Angeklagten reichen unter anderem von der Mitgliedschaft in der Mafia über Drogenhandel, Geldwäsche, bis hin zum illegalen Besitz von Kriegswaffen.

Am 3. Mai vergangenen Jahres hatten Ermittler im Rahmen der Operation Eureka rund 130 Verdächtige verhaftet. Dabei handelte es sich um eines der bedeutendsten Verfahren, welches bisher gegen die kalabrische Mafiaorganisation ‘Ndrangheta und Personen aus deren Umfeld geführt wird. Europaweit war es zu Razzien gekommen, unter anderem in Italien, Deutschland, Portugal, Belgien und Spanien. In Deutschland waren Polizeibeamte aus Bayern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland im Einsatz. Im Zentrum der Ermittlungen standen hauptsächlich drei kriminelle Gruppierungen, die Verbindungen zu ‘Ndrangheta-Clans aus dem Dorf San Luca haben sollen.

Tatverdächtige aus Thüringen sind alle nach Italien ausgeliefert worden

Aktuell läuft im Rahmen des Eureka-Verfahrens auch in Deutschland ein Prozess vor dem Landgericht Koblenz. Dort müssen sich derzeit zehn Angeklagte wegen Betruges verantworten. In Nordrhein-Westfalen ermittelt die Staatsanwaltschaft Düsseldorf weiter. Bisher wurde noch keine Anklage erhoben. Fünf Tatverdächtigen, die in Bayern und in Thüringen verhaftet wurden, sind dagegen alle nach Italien ausgeliefert worden und sind Teil der Vorverhandlung am Freitag in Reggio Calabria.

Im italienischen Prozessrecht gibt es bei schweren Strafvorwürfen eine Art Zwischenphase vor Gericht, die sogenannte “udienza preliminare”. Bei dieser Vorverhandlung muss ein Richter unter anderem entscheiden, ob die Ermittlungsergebnisse der Staatsanwaltschaft ausreichen, um die Anklage auch vor Gericht zu stützen. Sollte er dieser Ansicht sein, muss sich der Angeklagte weiterhin vor Gericht verantworten. Kommt der Vorverhandlungsrichter dagegen etwa zu dem Schluss, dass die Beweise nicht ausreichen, kann er das Verfahren gegen den Angeklagten einstellen.