Greiz. Landtagswahl 2019: Direktkandidaten des Landkreises Greiz zur Thüringer Landtagswahl vorgestellt.

Ja, es sei ungewöhnlich, dass sich ein Einzelkandidat um einen Sitz im Thüringer Landtag bewirbt. Doch Detlef Zietan habe es sich reiflich durchdacht. „Ich habe lange überlegt und dann entschieden, den Versuch zu wagen“, sagt der Direktkandidat im Wahlkreis 40. Er und die Interessengemeinschaft für Wirtschaft und Arbeit, für die er im Greizer Stadtrat sitzt und die ihn bei seinen Landtagsambitionen unterstützt, seien häufig angesprochen worden. „Wir wurden gefragt, ob wir nicht mal einen Bewerber aufstellen wollen“, erzählt Zietan, der überrascht gewesen sei, dass er die erforderlichen Unterstützerunterschriften so schnell zusammen bekommen hat.

Viele Leute, so die Erfahrung des Greizers, seien mit der aktuellen Politik nicht einverstanden. „Meckern können alle ganz gut. Ich finde es besser, wenn man versucht, sich einzubringen. Deshalb werfe ich jetzt den Hut in den Ring“, begründet er seine Entscheidung. Zietan hat den Eindruck, dass Politik und Behörden nicht mehr mit den Problemen, die für die Leute zum Alltag gehören, fertig werden. Als Beispiel nennt er die Bundesstraße 92/94 in Greiz, die unlängst wegen eines Gebäudes, das einzustürzen drohte, gesperrt werden musste.

Stark machen will er sich deshalb im Fall seiner Wahl dafür, dass Land und Bund für Kommunen einen Schrottimmobilien-Fonds auflegen. Damit soll es Städten und Gemeinden möglich sein, marode Häuser zu beseitigen. „100.000 Euro pro Gebäude muss man einplanen, wenn man es abreißen will. Und wir wissen alle, dass kleine Gemeinden das nicht wuppen können“, sagt der Rechtsanwalt, der Lösungen suchen will, die praktisch sind.

Im Falle seiner Wahl will Detlef Zietan versuchen, in Erfurt für Stadt und Landkreis Greiz etwas zu bewegen. Probleme will er aufgreifen, für die das Land zuständig ist – und darüber hinaus. Er möchte beispielsweise unbedingt eine Autobahnanbindung für Greiz, den Zubringer nach Reichenbach hätte man verlängern können, meint er. „Für solche Sachen ist der Bund zuständig, aber das Land muss auch dafür sein, sonst wird es nichts“, betont er.

Und das Thema Lehrermangel brennt ihm auf den Nägeln. Zwei Jahre lang war der Greizer Landeselternsprecher für Gymnasien, über acht Jahre Kreiselternsprecher. Aus dieser Zeit wisse er, dass die damals regierende CDU „immer nur getönt hat, Lehrer einzustellen, es aber nicht wirklich gemacht hat“. Es habe geheißen, es kommen 500 neue Lehrer, tatsächlich seien es aber keine Vollzeit-, sondern nur 0,7-Stellen. Und selbst die seien nicht besetzt worden, da es nur einen Einstellungstermin gegeben habe – „was da nicht besetzt wurde, war weg“. Der damalige Kultusminister Christoph Matschie (SPD) habe sich zwar bemüht, aber „wenn der Finanzminister kein Geld gibt, kann der Kultusminister nichts machen“, so Zietan, der sich in seiner Freizeit aber nicht nur mit Politik beschäftigt. Er ist leidenschaftlicher Schwimmer und Chef des Greizer Schwimmvereins. Auch mit dem Rad sind er und seine Frau gern unterwegs. „Und wir wandern gern“, verrät Detlef Zietan. Ob er nach der Wahl am 27. Oktober die Strecke nach Erfurt in Angriff nehmen kann, wird sich zeigen.

Doch was kann ein Einzelkämpfer im Landtag überhaupt bewegen? „Wenn ich mir die Ergebnisse der letzten Wahl anschaue, braucht es teilweise nur ein Zünglein an der Waage für eine Mehrheit. Und das werde ich dann sein“, sagt Detlef Zietan.

Vita

geboren 1957 in Rothenbach, aufgewachsen in Hamburg

seit 1988 als Anwalt ­tätig

seit 1990 in Greiz selbstständiger Anwalt

2010 begann seine politisch aktive Zeit

2014 zog er in Stadtrat und Kreistag Greiz ein; aktuell sitzt er im ­Greizer Stadtrat.

2012 Bürgermeisterkandidat in Greiz, im vorigen Jahr Landratskandidat

verheiratet, eine Tochter (24) und ein Sohn (18).