Gera. Die 18-jährige Caaschwitzerin wollte etwas Besonderes lernen. Drei Wochen nach ihrem Praktikum in der Buchbinderei Willy Rudolph hatten die Inhaber die Bewerbung von Lara Modes auf dem Schreibtisch.

„Ich habe nicht zuerst überlegt, was mir der Beruf für die Zukunft verspricht. Ich möchte mich jeden Tag freuen, wenn ich auf Arbeit gehe. Und das ist auch im dritten Lehrjahr noch so“, sagt Lara Modes, die von Freunden in der Ausbildung anderes gehört hat.

Lara Modes lernt Buchbinderin im dritten Ausbildungsjahr in einem alten Geraer Handwerksbetrieb. Die junge Frau aus Caaschwitz plant jetzt schon ihre Meisterausbildung.
Lara Modes lernt Buchbinderin im dritten Ausbildungsjahr in einem alten Geraer Handwerksbetrieb. Die junge Frau aus Caaschwitz plant jetzt schon ihre Meisterausbildung. © Peter Michaelis

Die heute 18-Jährige wusste lange nicht, was sie lernen möchte. Etwas Besonderes sollte es sein. Den finalen Tipp erhielt sie von der Agentur für Arbeit. Nach drei Wochen Praktikum in der neunten Klasse in der Buchbinderei Willy ­Rudolph in Gera hatte die Caaschwitzerin einen Plan. Ihre Chefin erinnert sich, wie interessiert die 15-Jährige war. Was ist das? Wie geht das? „Wer unser Handwerk erlernt, muss Bücher lieben und geschickte Hände haben. Lara ist begeisterungsfähig und fast in die Luft gesprungen, als wir ihr nach dem Praktikum ein Buch aus unserer Fertigung schenkten“, erzählt Gudrun Schmidt. Drei Wochen später hatte sie die Bewerbung für eine Ausbildung von Lara Modes auf dem Schreibtisch.

Inzwischen arbeite die 18-Jährige sehr selbstständig. „Die Decken für die Diplomarbeiten fertigt sie ohne Hilfe und komplizierte Reparaturen alter Bücher macht sie sehr gern“, beobachtet Gudrun Schmidt. Die Auszubildende gibt ihr Recht. „Das Schönste ist, wenn mein Meister und ich allein sind, das Radio läuft und er mir die kniffligsten Tricks zeigt“, erzählt sie. „Er ist nur für mich da und ich kriege die ganze Weisheit von früher vermittelt“, schwärmt sie. Das Prägen hat es ihr ganz besonders angetan. Da muss alles passen, die Temperatur der Folie, die richtige Kraft beim Betätigen der Presse. „Gold mag ich am liebsten. Wenn ich dann mit einem Schwamm über den fertigen Deckel wische und alles passt, dann freue ich mich mega, wie wenn ich den Führerschein endlich habe“, beschreibt sie.

Den Vergleich kann sie anstellen. Sie hat die Fahrerlaubnis und darf nach dem begleiteten Fahren nun allein ans Steuer. Noch wohnt sie bei ihren Eltern. Die Schwester ist Polizistin, der Bruder arbeitet bei Horsch in Ronneburg. Das Basteln, meint sie, habe sie von ihrem Vater. „Wenn ich das selbst Hergestellte in den Händen halte und meinen Eltern zeige, sind sie sehr stolz auf mich“, sagt sie. Dass sie manchmal für den Handwerksberuf ausgelacht wird, stört sie nicht mehr. Dafür finden andere das was sie lernt „richtig cool“.

„Lara ist erwachsen geworden“, meint ihre Chefin. Wohl auch deshalb bot sie ihr ein Auslandspraktikum der Handwerkskammer in Irland an. Ende Oktober geht es in das Land, von dem die junge Frau sagt, dass sie es unbedingt einmal sehen wollte. Natürlich arbeitet sie dort in einer Buchbinderei.

Handwerker will auch ihr Freund werden. Er lernt Schweißer im vierten Lehrjahr, erzählt Lara. „Wir sind sehr heimatverbunden. Doch ich würde gern erst einmal nach Hamburg gehen“, verrät sie. Die Stadt kennt sie nur von Fotos und Filmberichten. Ende September ändert sich das. Dann besucht sie dort ein Musical mit ihrer Schwester.

Ihr nächstes großes berufliches Ziel ist die Meisterausbildung. „Erst dann kann ich im Handwerk Respekt erwarten“, meint sie. Gern würde sie den Betrieb der Schmidts übernehmen. „Doch dazu fühle ich mich jetzt noch nicht bereit“.

Buchbinder, Buchbinderin

Voraussetzungen

handwerkliches Geschick und technisches Verständnis

Wissen in Mathematik und Physik

Gestalterische Fähigkeiten, Kreativität

Zuverlässigkeit; Verantwortungsbewusstsein

Dieser Beruf kann grundsätzlich mit jedem Schulabschluss erlernt werden. Wer die Möglichkeit hat, im Vorfeld ein Schnupperpraktikum zu absolvieren, sollte dies unbedingt tun.

Ausbildungsinhalte

Die Ausbildung gehört inzwischen zu den seltenen traditionellen Handwerken. Sie ist sehr vielseitig und abwechslungsreich. Man erlernt die Herstellung von Büchern und anderen Papierwaren wie Passepartouts, Urkunden, Fotoalben oder Karten. Aber auch verschiedene Bindetechniken und das Restaurieren von alten oder beschädigten Büchern. Neben den handwerklichen Tätigkeiten und der Bedienung und Einrichtung von Maschinen und Anlagen sind auch beratende und kaufmännische Tätigkeiten wie der Materialeinkauf und die Kostenplanung zu erledigen. Privatpersonen als auch Museen, Bibliotheken, Verlage bis hin zu Universitäten gehören zum Kundenstamm von Buchbindereien.

Berufsschule

Staatliches Berufsschulzentrum Hermsdorf-Schleiz-Pößneck; Schulteil Pößneck

Ausbildungsdauer

36 Monate