Gera. „Dahlien sind wie Wundertüten. Man weiß nicht, was wirklich rauskommt.“

Mit einem genauen Lageplan, in dem Kreuze den Standort seiner Favoriten weisen, geht Jürgen Engelmann durch den Dahliengarten in Gera. Schnell sind die 15 Sorten gefunden und die gewünschten Knollen ausgegraben. Der 64-Jährige verstaut „seine Schätze“ in die zwei Körbe, darunter die weiß-lila blühende Eveline und die sich leuchtend rot zeigende Scarabee. „Vor drei Jahren haben wir in Glauchau gebaut, seitdem recherchieren wir im Internet nach Blumen und haben den Dahliengarten entdeckt“, erzählt Engelmann. Schon im vergangenen Jahr war er hier. Nun wieder, weil die Dahlien so schön geworden seien auf dem angelegten Rundbeet unter der Linde. „2018 bin ich aber wie ein Hase querfeldein herumgerannt, um die Blumen auf meiner Liste zu suchen. Der Besuch heute wurde mit Konzept vorbereitet“, scherzt der 64-Jährige. „Ich war mal Planer.“ Einen prachtvollen Blumenstrauß für die Frau will er noch zusammenstellen. Einen solchen können die Besucher aus den bereits abgeschnittenen Pflanzen binden.

Zum ersten Mal kauft Torsten Köhler aus Leipzig in Gera Knollen. Er folgt einem Tipp seiner Eltern. Der 52-Jährige kann sich am Farbenrausch und der Formenvielfalt der Blumen nicht sattsehen. „Dahlien sind wie Wundertüten. Man weiß nicht, was wirklich rauskommt.“ In den Kleingarten sollen sie.

Um die Zeit an der Kasse zu verkürzen, fachsimpeln einige Besucher. „Kühl, trocken und dunkel müssen die Knollen gelagert werden“, weiß Ingo Jacob aus Triptis. Das Dachgeschoss sei bei ihm der beste Platz. Er mahnt zu Vorsicht bei Frost. Ein anderer Kleingärtner deckt die Knollen mit Zeitungspapier ab. Jacobs Liebe zu Dahlien begann vor zehn Jahren mit „Boogie Woogie“. Er kaufte sie in Bad Köstritz.

Dahlienfans können sich auf 29 Beeten aus fast 2000 Pflanzen in 72 Sorten die Schönsten auswählen. Acht Gärtner aus dem Fachdienst Stadtgrün und acht Helfer der Otegau stehen den Blumenfans an diesem ersten Verkaufstag zur Seite. Zwei Stunden nach Startschuss ist das Feld der preisgekrönten „Saitenspiel“ fast leer. Auch die „White Alvas“ ist gefragt. „Schauen Sie sich die Königin der Herbstblumen an“, schwärmt Gieslinde Hein aus Erfurt vom Meer der Dahlien, das sie empfängt. „Eine wunderbare Sache diese Aktion. Ich muss mich sputen, sonst sind meine Champions weg.“ Einen großen Korb trägt die 50-Jährige und wedelt fröhlich mit einem Zettel. „Ich muss für meinen Nachbarn unbedingt die Otto Dix mitbringen“, ruft sie. „Er steht nicht nur auf die Blume, auch auf den Künstler.“

Lange vor dem Knollenverkauf um 8 Uhr warteten die Leute am Eingang des Dahliengartens, berichtet Katrin Tilgner. Sie sitzt an der Kasse und weiß, dass viele Schönheiten schnell vergriffen sind. Wer zuerst kommt, kann noch wählen.

„Parallel zum Verkauf wird das Grünzeug verladen und abtransportiert“, erklärt Uwe Schleicher vom Fachdienst Stadtgrün. Die Winterfestmachung beginnt am 14. Oktober. Und am 1. November wird der Dahliengarten verschlossen und geht in Winterruhe.

Vom eingenommenen Geld werden neue Pflanzen erworben. Schleicher meint, dass es seit über 20 Jahren den Knollenverkauf gibt.

Heute von 8 bis 12 Uhr Knollenverkauf. Der Preis richtet sich nach der Größe und liegt zwischen zwei und fünf Euro.