Gera. Kinder wollen Bienen auf städtische Flächen holen und fangen im Privatgarten an

Ackersenf wird im Hofwiesenpark von Bienen umschwirrt. Erste Schmetterlinge lassen sich sehen. Insgesamt 40 Samensorten sind auf der Blühwiese ausgebracht worden, sagt Imker Thomas Goepel.

Sie sollen dafür sorgen, dass die Weide das ganze Jahr blühendes Futter für Insekten bietet und sich über fünf Jahre hinweg entfaltet. Schafgarbe, Ackerringelblume, Feldrittersporn, Mädelsüß, die zweijährige Nachtkerze und Klatschmohn sind genauso ausgesät worden wie die Schnellbegrüner Kresse und Buchweizen. Im Herbst soll eine einmalige Mahd erfolgen.

Kinder legen im Privatgarten vor

Der Bericht über den Startschuss dort war damals Anlass für Ina Bernsdorf-Koch vom Verein „Kinder bewegen“ nachzufragen, was aus ihren Ideen für öffentliche Bienenweiden in Gera geworden ist. Inzwischen hat sie Kontakt zum Fachdienstleiter Stadtgrün Holger Mittenzwey und Uwe Schleicher, dem dortigen Fachgebietsleiter Grünpflege geknüpft. Der Verein möchte die Fläche am Teich beim Puppentheater und auch das gefasste Beet vorm Baudezernat in der Amthorstraße mit bienenfreundlichen Stauden bepflanzen. Doch begonnen wird zunächst am Biermannplatz. Sobald der Verein Sponsoren gefunden hat, will er die Fläche im Herbst vorbereiten, so dass sie im Frühjahr von Kindern bepflanzt werden kann. Ganz so einfach ist das nicht. Zuvor müsse noch ein Pflegevertrag ausgehandelt werden.

Den Tatendrang der jungen Tänzer vom Verein „Kinder bewegen“ nicht zu bremsen, suchte die Geraer Bauplanerin Ina Bernsdorf-Koch Betätigung in einem Privatgarten, der gerade neu angelegt wurde. So entstand noch vor Beginn der Sommerferien das erste Bienenweide-Projekt des Vereines. Die Kinder Lilli, Lena, Aurèlie, Ulysses, Eva, Fenja, Tabea, Tarek, Amadea und Ivo, alle Schüler der Musikschule „Heinrich Schütz“ Gera, pflanzten entlang des Holztrittpfades über die Wiese zur Teichanlage wegbegleitend bienenfreundliche Stauden wie Schafgarbe, Lavendel, Margeriten, Akelei, Bohnenkraut, Thymian und mehr. Eine Fläche von 100 Quadratmeter wurde mit in neu aufgebrachtem Erdreich eingemischter Bienenweidesaat auf den gestalteten Außenanlagen angelegt.

„Das sieht teilweise schon richtig gut aus. Wegen der Hitze hat es aber wohl nicht aller Samen geschafft“, sagte diese Woche Gartenbesitzerein Antje Masri-Zada. „Wie in der Natur soll es sein und nicht fünf Millimeter kurz“, sagt sie. Wobei sie berichtet, dass sie immer wieder erklären muss, dass sie eine Bienenweide und kein Unkraut hat.

Vor dem Pflanzen und Säen hat sich Ina Bernsdorf-Koch belesen. „Es ist gar nicht so leicht. Wer hätte gedacht, dass die meisten Balkonpflanzen völlig nutzlos für Bienen und Insekten sind? Ebenso gefüllte Rosen oder gar Dahlien – sie alle bieten für die Bienen keinen reich gedeckten Tisch“, sagt sie und hat einen Tipp für Nachahmer.

„Wer bienenfreundlich seine Balkonkästen und seinen Garten gestalten möchte, dem sei der Bienenweidekatalog ‚Verbesserung der Bienenweide und des Artenreichtums‘ herausgegeben vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg empfohlen“, berichtet sie, wo sie fündig wurde. Dort könne man nachlesen, welche Pflanzen für welche Böden am geeignetsten sind, was private Grundstückeigentümer verbessern können in der Gartengestaltung, Bauern und öffentliche Grünämter.

So hat sich auch ihr Blick für das städtische Grün geschärft, wie sie erklärt. „Die städtischen Grünpfleger in Gera haben bereits in vergangener Zeit schon vorbildlich ihre Mahdzeiten eingeschränkt, man sieht bereits viele Wiesenbereiche, die nicht mehr als zweimal gemäht werden, auf aufwendige Wechselbepflanzungen wird ebenso verzichtet“, schätzt sie ein. Vorbildlich mit bienen- und insektenfreundlichen Pflanzen wie Schafgarbe und anderen Stauden gestaltet sei zum Beispiel der untere Ausgang der Amthorstraße. Die Pflanzkübel der Bielitzstraße beherbergen Lavendel, ist ihr aufgefallen.

Gelernt habe sie, dass Kies zwischen den Stauden das Ansiedeln von Wildbienen und Hummeln erschwert, weil sie den Kontakt zum Erdreich benötigen. Wiesen, die lang genug gewachsen sind, bleiben auch bei Trockenheit lange grün und bieten dem Boden Schutz gegen Austrocknung. Angesichts der trockener Großwetterlage würde sie auf eine Mahd der Grünflächen verzichten.

„Wir müssen mehr an die Bienen denken!“, so Ulysses beim Pflanzen einer Schafgarbe, „Ja – und eine Wiese soll auch ein Platz für Heuschrecken und Käfer sein, die sind Klasse!“, so Eva. „Im Juli und August hungern die Bienenvölker oftmals, denn die Baumblüte ist abgeschlossen und die Bienen sind auf die Blühpflanzen der Wiesen angewiesen“, weiß Lena. Im August spätestens wird die neu angelegte Wiese ihren Beitrag gegen das Hungern des kleinen Hummelvolkes auf dem Grundstück leisten. Es siedelte sich vorübergehend in einem Vogelhäuschen an.