Gera. Das 500 Mann starke Jenaer Polizeibataillon verübte im Zweiten Weltkrieg viele Gräueltaten.

Der Vortrag von Frank Döbert, Journalist aus Jena, am 7. Januar in Gera zeichnet mit Fotografien und Dokumenten die Geschichte des Jenaer Polizeibataillons 311 detailliert nach. Als das 500 Mann starke Bataillon im Oktober 1940 nach Krakau verlegt wurde, standen Razzien gegen die polnische und jüdische Bevölkerung an, Verhaftungen und Deportationen, die „Gewährleistung von Ordnung und Sicherheit“.

Mit dem Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 begann auch der nationalsozialistische Vernichtungskrieg gegen die europäischen Juden unvorstellbare Dimensionen anzunehmen. Das Jenaer Polizeibataillon 311 war an diesen Verbrechen beteiligt. Seine Blutspur zieht sich – zunächst unterstellt der Wehrmachts-Sicherungsdivision 444 im „rückwärtigen Heeresgebiet“ - mit ungezählten Opfern von Exekutionen, Deportationen und verwüsteten Dörfer beginnend in Lemberg/Lvov durch die Ukraine und Südrussland bis nach Weißrussland. Bis zum Sommer 1944 machten SS-Polizei-Regimenter unter Beteiligung der Reste der Jenaer Einheit bei Operationen gegen Partisanenverbände in Weißrussland ganze Regionen dem Erdboden gleich, erschossen Männer, Frauen und Kinder oder verbrannten sie lebendigen Leibes in den Dorfkirchen als „Vergeltung“ für den Widerstand gegen die deutschen Besatzer. Wie viele Menschen dem brutalen Vernichtungsfeldzug der Polizeieinheit zum Opfer fielen, wird sich nicht verlässlich klären. Überlebende Polizisten kamen nach dem Krieg in Gefangenschaft. Sowjetische Militärtribunale verurteilten Polizisten pauschal zu 25 Jahren Arbeitslager. Ermittlungen des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR wurden in den 80er-Jahren ergebnislos eingestellt. Rechtsstaatliche Gerichtsverfahren gab es nicht. Ermittlungen in der Bundesrepublik endeten im Fall des Polizeibataillons 311 ebenso mit der Schließung der Aktendeckel.

Dienstag, 7. Januar, 17 Uhr, Eintritt frei, Stadt- und Regionalbibliothek Gera, Puschkinplatz 7 a