Peter Mroß, Kaplan in der römischen-katholischen Pfarrei St. Elisabeth Gera

Ein „Fest des heiligen Anfangs“ so nannte der Theologe Karl Rahner das Fest der „Unbefleckten Empfängnis Mariens“. Wie alle Feste des Kirchenjahres ist auch dieses primär ein Fest des Glaubens und nur dem Glauben zugänglich, der sich in einer doch eher unverständlichen Sprache zu artikulieren versucht. Das Wort „Anfang“ scheint aber ein gutes Stichwort zu sein, um dem Geheimnis des Festes näher zu kommen. Der Anfang Mariens steht im Fokus. Wie alle Anfänge auf dieser Welt, des Lebens, in der Geschichte oder bei den Menschen führt auch Mariens Anfang in das Geheimnis Gottes. Aus diesem Grunde feiern auch wir die Anfänge unseres Lebens, wie Geburtstag und Namenstag oder Advent, Weihnachten, Ostern und Pfingsten, als Geschenke Gottes, der nichts anderes im Sinn hat, als das Gelingen unseres Lebens.

„Unbefleckte Empfängnis“ meint die Erwählung Mariens durch Gott von Anfang an. Mit ihr schafft Gott sich selbst für seinen Sohn einen lebendigen Tempel. Dies ist aber nicht ihr Verdienst oder ihre Leistung, sondern Geschenk unseres Gottes. In der Sprache des Glaubens heißt das „Gnade“. Die Heilige Schrift nennt sie sogar „voll der Gnade“, und das in einem Augenblick, wo ein Mensch noch gar nichts aus sich hat und aus sich gemacht haben kann.

Paulus schreibt im Zusammenhang mit der Auferstehung Jesu: „Es gibt aber eine Reihenfolge: Erster ist Christus“ (1 Kor 15,23). Für das Fest der Immaculata könnte dies bedeuten, dass es auch eine Reihenfolge gibt, bei der Maria die Erste ist. Denn sie hat ohne Taufe empfangen, was uns in der Taufe geschenkt worden ist, die Würde der Gotteskindschaft. Und so glauben wir, dass vom ersten Augenblick ihres Lebens „die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes des Vaters und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes“ mit ihr von Anfang an war.