Gera. Nach fast 13 Jahren verabschiedet sich Elke Päßler im Gottesdienst aus dem Krankenhaus

„Auch im Alter einen Sinn finden, eine Spur hinterlassen, Segen für andere sein – das war mein Anliegen.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich Elke Päßler als Grüne Dame aus dem Raum der Stille des SRH Wald-Klinikums Gera. Am Sonntag begleitete und gestaltete die Ruheständlerin ihren letzten Gottesdienst dort mit. Heute feiert sie ihren 80. Geburtstag.

„Ich war gern Grüne Dame und vor allem gern die Grüne Dame vom Raum der Stille. Die Freude, die ich geben konnte, kam auch zu mir zurück“, erklärte sie in ihren Worten des Dankes an alle Weggefährten.

Am 6. Januar 2007 hatte Elke Päßler ihren ersten Einsatz im Geraer Klinikum. Die Grünen Damen und auch Herren sind ehrenamtlich im Krankenhaus tätig und schenken hilfsbedürftigen Patienten ihre Zeit in Gesprächen, Spaziergängen oder für Besorgungen. „Margot Hertel war damals die Chefin der Grünen Damen. Sie hat mich auf der Station M 24 unter dem Dach des alten Hauses vorgestellt und mich dann ins kalte Wasser geworfen“, erinnert sich Elke Päßler.

Gegen die Einsamkeit auf dem letzten Weg

„Ich möchte helfen, dass Menschen auf ihrem letzten Weg nicht allein sind und dass sie in Würde gehen können. Mein christlicher Glaube gibt mir die Kraft. Vielleicht ist es auch mein Dank dafür, selbst gesund sein zu dürfen“, sagt sie. Erlebt hat sie viel im Krankenhaus. Anfangs war der Raum der Stille noch ein Mehrzweckraum, in den die Patienten sogar mit den Betten zum Gottesdienst geschoben werden konnten.

In der Zeit des Umbaus gab es Übergangsräume, in denen man die Musik mit mitgebrachten Kassettenrekordern einspielte. Der neue Raum der Stille mitten in der Empfangshalle bietet heute beste Bedingungen.

Auch persönlich habe sich ­Elke Päßler enorm entwickelt. Noch 2007 trat sie der Hospizbewegung Gera bei, absolvierte in den beiden Folgejahren eine Grundausbildung in der Hospizarbeit und beteiligte sich am Sitzwachendienst in der Nacht, der sterbende Patienten im Krankenhaus auf dem letzten Weg begleitete.

Mit 80 ist Schluss. So steht es in den Statuten der Grünen Damen, die eine Altersgrenze vorschreiben. „Irgendwo muss man eine Grenze ziehen. Niemand ist geistig so fit, so etwas bis zum eigenen Tod zu machen. Ich merke selbst, dass die Arbeit an den Kraftreserven zehrt. Deshalb ist es schön, sich dann zu verabschieden, wenn man es noch genießen kann“, so die heutige Jubilarin, die einst als Ingenieurin und Ingenieurpädagogin bei Elektronik Gera gearbeitet hatte und später als Projektmanagerin in der Lehrerfortbildung tätig war.

Viele Geschichten hat sie bei ihrer Arbeit als Grüne Dame gehört. Viele Geschichten aus dem Krieg waren dabei, die auch in ihr Erinnerungen weckten. Erinnerungen daran, selbst am 13. Februar 1945 in Dresden ausgebombt worden zu sein. „Ich war fünf Jahre alt. Meine Mutter und wir fünf Geschwister – meine kleinste Schwester war da 14 Tage alt – haben uns durchgeschlagen durch diese Zeit. Schon damals habe ich gedacht, dass es einen Gott geben muss, der uns beschützt“, erinnert sie sich.

Selbst ließ sie sich erst im Juli 2007 von Klinikseelsorgerin Adelheid Cellarius-Mikosch ­taufen. Sie wuchs in die Auf­gaben hinein, tat viele Dinge aus freien Stücken, wobei nicht alles von Erfolg gekrönt war, wie Elke Päßler einräumt. Sie half bei der Beerdigung der still geborenen Kinder, begleitete die Chöre in der Adventszeit im Klinikum, unterstützte Sonntag für ­Sonntag aktiv die Gottesdienste im Raum der Stille, stellte zeitweise die Grünen Damen in der ­Krankenpflege-Ausbildung vor. „Ich habe immer verstanden, mich zu beschäftigen. Ich wollte meinem Vorbild Anselm Grün nacheifern, Quelle des Segens für meine Umgebung sein“, sagt sie.

So verwunderte es nicht, dass beim letzten Gottesdienst und der anschließenden Verabschiedung einige Tränen über die Wangen der Zuhörer flossen, Tränen der Rührung über die nahegehenden klugen Worte. Pfarrerin Hanna Kiethe und die katholische Seelsorgerin Cornelia Fris segneten Elke Päßler.

Dank und Anerkennung für die geleistete Arbeit überbrachten Angela Dalko, Einsatzleiterin der Grünen Damen im Namen der SRH-Geschäftsführung, Karl-Heinz Kümritz, der Landesbeauftragte der Grünen Damen und Herren, Hans Mikosch auch im Namen seiner Frau und viele andere. Auch wenn es jetzt etwas ruhiger wird in Elke Päßlers Leben, wird keine Langeweile aufkommen. „Erst einmal brauche ich vier Wochen Pause für die Stressbewältigung. Fünf Bücher habe ich schon da liegen. Jetzt werde ich meinen Interessen nachgehen, auf jeden Fall aber noch im Hospizverein mitarbeiten“, blickt sie voraus.