Gera. Alleinerziehende Mutter aus Syrien betreibt in Gera zwei Geschäfte.

Bevor sie über ihre zwei Geschäfte spricht, erzählt sie mit Stolz von ihrem Sohn. Er besucht eine vierte Klasse in Gera „Mohammed hat am Montag eine Arbeit in Deutsch und in Mathematik zurückbekommen. Beide wurden mit der Note Eins bewertet.“

Awatef Alrshed stammt aus Damaskus. Mann und Verwandte kamen im Bombenhagel um. Sie floh mit ihrem Sohn 2015 nach Deutschland. In Gera fühlt sich die alleinerziehende Mutter wohl, kämpfte mit der Sprache und Bürokratie. Deutsche halfen ihr.

Die heute 40-Jährige will sich etwas aufbauen, nicht auf andere Leute angewiesen sein, ihren 11-jährigen Sohn gut versorgt wissen. „Ich bin eine starke Frau“, sagt sie über sich und eröffnete mutig im vergangenen Jahr einen Lebensmittelladen in der Schwarzburgstraße in Bieblach. „In der Umgebung gab es kein Geschäft mit arabischen und türkischen Produkten. Hier leben viele meiner Landsleute, Afrikaner und Russen.“ Das machte ihr die Entscheidung leichter. Acht Monate führt Awatef Alrshed das Geschäft mit einem Mitarbeiter. „Deutsche kaufen hier Süßigkeiten und Datteln. Ich biete unter anderem Honig aus der Türkei und iranische Soßen“, zählt sie auf und Naschereien aus ihrem Land.

Seit Anfang Juni befindet sich nebenan der „Damaskus Imbiss“. „Es ist eine tolle Lage. Ich wollte investieren.“ Koch Abdullah Latch ist hier in seinem Reich, wenn er nach seiner Arbeit bei einer Fast-Food-Kette, seine „fleißige Chefin“ unterstützt. Noch ein weiterer Mitarbeiter steht ihm zur Seite. 80 Prozent der Kunden seien Deutsche. Katharina R. besucht ab und zu den Imbiss oder schaut im Lebensmittelladen vorbei. „Frau Alrshed geht mit Akribie ran. Sie spricht auch Probleme an, wenn es abends zum Beispiel zu laut auf der Straße wird.“

Aufklärungsarbeit leistet die Geschäftsfrau in einem Projekt der Otegau in der Leuchtenburgstraße. Sie ist mit zwei anderen Leuten Ansprechpartner für Neuzugezogene. Eine Aufgabe, die Awatef Alrshed erfüllen wird. In den letzten Monaten habe die 40-Jährige sehr viel gearbeitet. Ende des Jahres zieht ein Bruder aus Österreich nach Gera. Er wird meine beiden Geschäfte leiten.“ Dann hat sie mehr auch mehr Zeit für Mohammed. Er braucht auch sie, trotz deutscher Oma.

Sie bedankt sich bei Gerhard Hiller, der die Regale aufgebaut hat und ebenso im Imbiss sein handwerkliches Geschick beweis. Ein anderer gestaltete uneigennützig die Flyer für beide Läden. „Wir sind hier eine Familie“, sagt die starke Frau aus Syrien.