Gera. Ab Ende September können Kunden eines neues Geschäfts in Gera gekaufte Nudeln, Gummibärchen und Pads in mitgebrachten Dosen verstauen.

Aus den Köpfen der beiden sprudeln die Ideen. Ihre Begeisterung steckt an. Ende September wollen Nicole Metzner und Daniel Oeser den ersten Unverpackt-Laden in Gera auf dem Markt 10 eröffnen. Dort, wo einst das traditionsreiche Geschäft Leder Müller nach elf Jahren seine Türen schloss. Viele Monate stand der 120 Quadratmeter große Laden leer, bis die studierte Optometristin und der Bäckermeister wussten, dass dies der geeignete Standort ist, um ihre Vision wahr werden zu lassen.

Gedanken über einen Unverpackt-Laden in der Innenstadt kamen eines Morgens im Februar am Frühstückstisch. „Die Käsepackung war leer, die der Cornflakes ebenso. Auf dem Tisch landete noch die von der Milch. Das war viel zu viel Müll“, blickt Nicole Metzner zurück.

Es ist einfach zuviel Müll, der tagtäglich entsteht

„Dagegen muss man doch was tun, sagte ich zu meinem Partner. Ein Unverpackt-Laden muss her.“ Er nickte. „Na klar, das machen wir“, hieß die Antwort. Die gekauften Produkte können in so einem Laden in mitgebrachten Netzen, Beuteln oder Schüsseln mit nach Hause genommen werden.

Schnell ging es ans Konzept. Zuvor schauten sich die Enthusiasten im Internet um, fuhren zum Seminar nach Münster. „Dort ist einer der ersten Unverpackt-Läden von knapp 100 in Deutschland. 16 solche Geschäfte gibt es im Osten und wir waren der zweite Laden nach Jena in Ostthüringen “, erzählt Daniel Oeser. Der in Erfurt musste inzwischen schließen. Ganz ohne Müll kommt das Geschäft in Gera auch nicht aus. Doch die Großverpackungen der Händler werden immer nachhaltiger.

„Wir werden beispielsweise Nudeln, Reis, Müsli oder Trockenfrüchte lose anbieten. Sie stecken in Lebensmittelspendern mit Hebeln. Diese Plastikgefäße enthalten keinen Weichmacher. Jeder Kunde kauft eben nur die Menge, die er braucht. Brot und Brötchen gibt es ebenso, wenn auch nicht alle Sorten. Reinigungsmittel können dosiert aus Mehrwegkanistern entnommen werden“, zählt die 35-Jährige auf.

Für Hungrige ist ein kleiner Imbiss geplant

Seife, Waschmittel – natürlich lose – sollen das Sortiment ergänzen. Hygieneartikel wie Shampoos, Bambustaschentücher und Zahnbürsten ergänzen die Angebotspalette. „Es soll nicht immer alles geben, ist unsere Devise, damit nichts liegenbleibt“, so Oeser. Ihre Produkte wollen die künftigen Inhaber aus der Region beziehen, Mehl aus Wünschendorf, Eier aus Kauern.

Für Hungrige sei ein kleiner Imbiss geplant. Bioessen aus Bioqualität. 100.000 Euro investiert das Paar, um ihre Idee mit einem schmucken Laden, in dem die Farben Grün und Orange dominieren, zu verwirklichen. Das Team zwischen 20 und 60 Jahren, das die Kunden bedienen wird, steht schon. Aus 40 Bewerben haben es Oeser und Metzner zusammengestellt.

Nächste Woche beginnt der Umbau mit Lager, Personalraum und Sanitäranlage. Nur das Parkett bleibt und wird aufgearbeitet. Regionale Firmen sind am Werkeln, darunter eine Ladenbaufirma aus Eisenberg. Die Schaufenster werden nicht verhängt. Jeder Passant kann durchs Fenster blicken und den Fortgang beobachten. Neuigkeiten werden auf Facebook gestellt.

„Als wir unsere Idee vom Unverpackt-Laden dort veröffentlichten, gab es jede Menge Zustimmung“, sagt Daniel Oeser. Es wird klappen, da sei sich das Paar sicher. „Weil wir längst privat versuchen, Müll zu vermeiden und bewusst mit den Kindern auf Nachhaltigkeit achten. Wir benutzen Zahnbürsten und Wattestäbchen aus Bambus. Die Wattepads sind aus Baumwolle.“

Und auch in den drei Filialen seiner Bäckerei stellte der Meister einiges um. Seit April dieses Jahres gibt es das Semmelmehl in Papiertüten mit winzigen Sichtfenstern. Plastebeutel mussten Stoffbeuteln oder Papiertragetaschen weichen. Die Kekse sind in einem Bio-Kunststoff-Behältnis aus nachwachsenden Rohstoffen, das die Kunden wieder verwenden können.