Gera. Vier Tage lang zeigen Piloten bei der Vintage Aerobatic Weltmeisterschaft auf dem Flugplatz Leumnitz ihr Können und viel Leidenschaft

„Mit 14 Jahren habe ich mit dem Segelfliegen begonnen. Dann suchten sie Frauen für den Motorkunstflug“, erzählt ­Kathi Suthau mit leuchtenden Augen über den Beginn ihrer Leidenschaft. „Es ist wie ein Virus. Man hängt mit den Augen am Himmel, sobald man irgendwo einen Motor hört“, beschreibt die 54-jährige Strausbergerin. Sie gehörte zu den Piloten der Vintage Aerobatic Weltmeisterschaft, die bis zum Wochenende erstmals in Deutschland und auf dem Flugplatz Leumnitz ausgetragen wurde. „Hier ist es großartig, wie unter guten Freunden, weil alle dieselbe Leidenschaft teilen“, schwärmt die Pilotin von ihrem ersten Oldtimer-Wettbewerb. Zu Hause fliegt sie eine Xtreme, eine deutsche Maschine für den Hochleistungskunstflug, gebaut in Cochstedt bei Magdeburg. In Gera sitzt Kathi Suthau in einer Bücker Jungmeister.

Insgesamt starteten 32 Teilnehmer und beeindruckten das Publikum mit waghalsigen Kunststücken am Himmel – Schleifen, Loopings, Rollen. „Ursprünglich wollten drei weitere Teilnehmer aus Großbritannien und Schweden kommen. Aufgrund des schlechten Wetters über dem Ärmelkanal haben die Engländer dort mit ihren Chipsy Major-Flugzeugen einen Tag mit Warten verbracht, mussten dann aber den Weiterflug aufgeben. Wenn man eine weite Anreise mit solch alten Fliegern hat, immerhin acht bis neun Stunden Flugzeit bis hierher, ist man stets an das Wetter gebunden“, bedauert Bernhard Drummer, vom Organisationsteam.

Trotzdem, die Kunstflieger-Staffel konnte sehen lassen: aus Deutschland, Österreich, Belgien, Tschechien, aus der Schweiz und den USA reisten Piloten an. Letztere mieteten sich in Deutschland eine Bücker Jungmann und eine Zlin 526, wie sie sie auch zu Hause fliegen. Die ältesten Maschinen, die in Gera starteten, stammen aus dem Jahr 1936/37. „Das sind tatsächlich Originale aus der Vorkriegsproduktion, so die Bücker Jungmeister. Etwa 70 Prozent der deutschen Piloten, die damals im Kriegseinsatz waren, wurden auf einem solchen Flugzeug ausgebildet“, erklärt Drummer. An den Start gingen ebenso Replika, Nachbauten nach Originalplänen. Eine besonders reizvolle Vorführung neben diversen Wertungskategorien erlebten die Zuschauer mit Freestyle: Kunstflüge zu Musik. Dabei steuerten die Piloten ihre Maschinen im Takt der Melodien, wobei die Jury speziell die Kreativität und das Zusammenspiel mit der Musik bewertete.

Für Claus Cordes, seit drei Wochen pensionierter Lufthansa-Kapitän, geht nun die Fliegerei „erst richtig los“, gesteht der 59-Jährige schmunzelnd in Leumnitz. „Nun muss ich nicht mehr um freie Tage und Wochenenden kämpfen, sondern kann mir die Tage selbst einteilen“, meint der 59-Jährige mit Blick auf seine Focke-Wulf Stieglitz aus dem Jahr 1936.