Gera. Landtagswahl 2019: Geraer Direktkandidaten zur Thüringer Landtagswahl vorgestellt.

„Wenn mein Sohn die Dame vom Feld nimmt, dauert es eine Viertelstunde und ich bin geschlagen“. So beschreibt Andreas Schubert die Schachspiele mit seinem Sohn, der voriges Jahr deutscher Vizemeister seiner Altersklasse wurde. „Das ist in Ordnung. Ich freue mich für ihn“, sagt der Vater gelassen.

Nicht schlagen lassen will er sich am 27. Oktober. „Wir wollen unbedingt beide Direktmandate in Gera holen“, benennt er klar sein Ziel. Im Wahlkreis 42 tritt er in die Fußstapfen seines jetzigen Arbeitgebers. Dieter Hausold hat drei Mal den Wahlkreis im Geraer Süden direkt gewonnen. Seit 2004. Genau so lange arbeitet Andreas Schubert in dessen Geraer Büro am Markt. Dass er diesen Weg gehen würde, sei frühzeitig besprochen worden, erzählt er. Schon 2014 habe Dieter Haushold klar gemacht, dass es keine weitere Legislatur für ihn geben werde. In der PDS, so erinnert sich Schubert, hatte man diskutiert, die Amtszeit auf drei Wahlperioden zu begrenzen.

Seit Januar ist er als Kandidat nominiert, seit Juni weiß er, dass er auf Rang 16 der Landesliste steht. Die Platzierung auf der 42 Namen umfassenden Liste sei unter zwei Aspekten gewählt worden – die fachliche Zusammensetzung und die regionale Ausgewogenheit innerhalb von Thüringen, erklärt der Stadtverbandschef der Geraer Linken.

In Gera geboren, hat er immer hier seinen Hauptwohnsitz gehabt. Auch als er in Moskau studierte und deshalb fließend Russisch spricht. In Lusan wuchs er auf, besuchte die Polytechnische Oberschule Arthur Becker, die heute ein Gebäude der Integrierten Gesamtschule ist. „Leider hat sich Lusan nach der Wende zu einer Schlafstadt entwickelt. Das Problem der Mobilität und die langen Wege für die Einkäufe des täglichen Bedarfs diskutieren wir an unseren Infoständen“, erzählt er. „Zieht Aldi ins Stadteilzentrum am Ort des alten Plzen, gibt es nur im Bereich der Laune Nahversorgung“, schildert er. Ins Stadtzentrum sei die Fahrt für viele zu teuer. Das ist eine Begründung für den kostenfreien Nahverkehr, den seine Partei will. Schubert sei überzeugt, dass er letztlich insgesamt günstiger für die Gesellschaft ist „und ökologischer“.

Sollte er für den Landtag gewählt werden, will er auch an die vom Land gemachte Zusage vor der Buga erinnern, dass Gera wieder ein Freibad bekommt. „Es geht um Lebensqualität und die Attraktivität der Stadt. Nicht jede Familie kann es sich leisten nach Weida, Bad Köstritz oder Ronneburg zu fahren. Hier werden Kinder abgehängt“, sagt er. Spätestens nächstes Jahr soll sich der Stadtrat zu einem Standort bekennen. Zwei Ausschüsse haben den Hofwiesenpark dafür favorisiert.

In den neuen Geraer Stadtrat wurde er dieses Frühjahr gemeinsam mit seiner Tochter gewählt. Die Studentin gehört zur achtköpfigen Fraktion und hilft, genau wie ihr Bruder im Moment beim Austeilen der Wahlwerbekarten. Auch das Plakatieren übernehmen die Linken selbst. Und so ist es nicht außergewöhnlich, dass Andreas Schubert an einem Sonntagmorgen an der Siemensstraße zupackt und die großen Banner mit dem Foto des aktuellen Ministerpräsidenten mit platziert.

Ob Schubert, wenn er gewählt wird, Fraktionschef bleibt, sei noch nicht entschieden. Das Stadtratsmandat will er auf jeden Fall behalten. „Die Rückkopplung zur kommunalen Ebene ist mir wichtig und umgedreht“, sagt er. Doch zunächst will er siegen. Helfen sollen in den nächsten Wochen dabei auch die Besuche von Sahra Wagenknecht und Gregor Gysi.

Vita

geboren 1970 in Gera

Abitur an der Arbeiter- und Bauern-Fakultät in Halle mit Sprachmodul für Russisch

1995 Abschluss als Diplomingenieur für Geophysik nach 5-jährigem Studium in Moskau

1996 bis 2000 Mitarbeiter im Vertrieb eines Gaskonzerns

seit 2000 Mitarbeiter im Abgeordnetenbüro

Stadtratsmitglied seit 2004, Fraktionschef seit 2016, Vorsitzender der Linken in Gera ab 2010

verheiratet, Tochter (19 und Sohn (13)