Gera. Sie ist die größte Stadt im Vogtland und obendrein das nördliche Tor. Jetzt kann die Stadt Gera professionell vermarktet werden.

Der Geraer Stadtrat hat einstimmig den Beitritt zum Tourismusverband Vogtland beschlossen, der sowohl das thüringische als auch das sächsische Vogtland vermarktet.

Gera ist die größte Stadt im thüringischen Vogtland und das nördliche Tor zu dieser Region. Als bedeutender Wirtschaftsfaktor könne der Tourismus zur Standortattraktivität beitragen, erklärte Oberbürgermeister Julian Vonarb (parteilos) in der Sitzung. Doch seit einigen Jahren sei die Entwicklung „nicht wirklich positiv“, schätzte er ein.

Ein Tourismuskonzept hat Gera noch nicht

So fehlt Gera ein Tourismuskonzept, gibt es kein Budget und auch keine Organisationsstrukturen in der Stadtverwaltung und damit auch keinen festen Ansprechpartner. Die touristische Nachfrage sei stark schwankend und meist mit Veranstaltungen verbunden.

Schon im November 2018 hatte Vonarb davon gesprochen, dass das „touristische Kirchturmdenken“ gestern war. Mehr als ein Jahr hat es gedauert, ehe sich der Stadtrat nun für den Beitritt entschloss. Letztlich ist er Voraussetzung, dass die Erarbeitung eines Geraer Tourismuskonzepts im Rahmen des Stadtmarketingkonzeptes mit 75 Prozent Fördermitteln bei einer maximalen Höhe von 25.000 Euro gefördert wird. Zudem sei finanzielle Unterstützung bei der Umgestaltung der Gera Information zu einer „zukunftsträchtigen Tourist Information“ in Aussicht gestellt worden.

Gera zahlt 25.000 Euro Mitgliedsbeitrag im Jahr

Der jährliche Mitgliedsbeitrag für die Stadt Gera beträgt 25.000 Euro und bei besonderen Objekten weitere 5000 Euro. Mit diesen etwa 30.000 Euro lassen sich keine professionellen Strukturen schaffen, um Gera allein bestmöglich vermarkten zu können, heißt es in der Stadtratsvorlage.

„Der Tourismus kann das Händlersterben verzögern oder verhindern“, erklärte Harald Frank, Fraktionschef der AfD, und nahm Bezug zur Aktuellen Stunde. „Der Eintritt in den Verband ist überfällig“, sagte er und verwies darauf, dass alle Städte rundherum schon Mitglied seien. Er hoffe auf neue Räumlichkeiten für die Gera Information „mehr im Mittelpunkt des Lebens“. „Die unstrukturierte Arbeit muss ein Ende haben“, forderte auch Nina Wunderlich, Linke. Sie sieht in dem Beitritt eine Chance zur „Professionalisierung“. Dem schloss sich CDU-Fraktionschef Christian Klein an. „Wir bekommen eine Plattform und werden bekannter. Und wir brauchen den Beitritt, um Fördermittel zu erhalten.“ Als „längst überfällig“ charakterisierte auch Tilo Wetzel (SPD) die Entscheidung.

Vier Hotels waren vor der Stadt Gera Mitglieder im Verband

Ralf Kirchner (Für Gera) dankte den Unternehmen, die „schon auf eigene Faust und mit eigenen Mitteln“ in den Publikationen des Verbandes vertreten sind und damit die Stadt Gera präsentieren. Auf die Frage, welche Folgen der Beitritt der Stadt für die Unternehmen haben, sagte Vonarb eine Abstimmung zu, sobald das Tourismus- konzept vorliegt.

Geraer Mitglieder im Tourismusverband Vogtland sind das Victor´s Residenz Hotel (ehemals Novotel), das Hotel und Restaurant Zwergschlösschen, das Gasthaus und Hotel in Collis und das Hotel Gewürzmühle.

Stephan Brandner (AfD) erinnerte an eine Pressemitteilung von sich vom November 2018, in der er für den Beitritt plädiert hatte. „Ich muss Sie enttäuschen, das ist keine AfD-Idee“, reagierte Petra Metzner (Linke) und berichtete, dass Gera schon einmal Mitglied war, aber austrat, um den Beitrag zu sparen.

Das war im September 2007. Damals verließ die Stadt Gera den Verein Thüringer Vogtlandtourismus, weil zwei Jahre zuvor der Mitgliedsbeitrag auf 20 Cent je Einwohner erhöht worden war und Gera so 20.000 Euro im Jahr hätte zahlen müssen.