Gera. Im Haus der Adventgemeinde lesen sechs Geraer an einem Tag - 70 Stunden sind insgesamt eingeplant.

In einer Zeit, in der manches wegbricht, was bisher lieb und teuer war, lädt Pastor Andreas Erben von der Geraer Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten zu einer Neubesinnung auf die Bibel ein. Seiner Ansicht nach ist sie ein Teil des Menschheitsgedächtnisses – auch gerade im Umgang mit Schwierigkeiten und Traumata.

Die Bibel mit den Stimmen der Stadt

Pastor Erben will das Gemeindehaus in der Geraer Handwerkstraße 2 (Nähe Hauptbahnhof/Theater) für einige Wochen öffnen, um einen Raum zu schaffen, in dem die alten Texte neu gehört und befragt werden können. Bekannte und vielleicht eher unbekannte Menschen aus Gera – mit unterschiedlichen sozialen und weltanschaulichen Hintergründen – werden beginnend am Dienstag, dem 2. Juni, 13 Uhr, jeweils im Stundentakt bis 19 Uhr kommentarlos aus der Bibel vorlesen – und zwar fortlaufend.

Wer sich nicht für die religiösen Aspekte der Bibel interessiert, hat vielleicht als Zuhörer ein Bildungserlebnis. Oder ganz persönliche Assoziationen werden ausgelöst. Für den Initiator ist die Lutherbibel (2017) der Text der Wahl, doch können auch andere geeignete Übersetzungen oder Übertragungen ausgewählt werden. In der Zeitung werden am jeweiligen Tag die Namen und Zeiten der Vorleserinnen und Vorleser unter der Rubrik „Bibelmarathon“ veröffentlicht.

Die Lesungen dauern jeweils sechs Stunden pro Tag – Freitag sowie das Wochenende sind ausgenommen. Jeder kann in dieser Zeit mit Gesichtsschutz das Adventhaus betreten, um dort den Stimmen zu lauschen. Im gut belüfteten Haus gelten die Regeln des Infektionsschutzes – deshalb soll der übliche Abstand von 1,5 Metern gewahrt bleiben. Nur eine begrenzte Zahl von Besuchern kann sich im Raum aufhalten. Es gibt ein Einlassmanagement. Das Projekt wird voraussichtlich bis Dienstag, den 23. Juni, dauern, denn die Lesezeit wird auf mindestens 70 Stunden geschätzt.