Gera/Leipzig. Der Schlagzeuger, Sänger und Gitarrist Martin Marschall spielt am Krystallpalast Varieté Leipzig 60 Shows in drei Monaten

Mindestens 60 Shows in knapp drei Monaten: Einen musikalischen Marathon hat der Geraer Musiker Martin Marschall – ehemals Martin Ebert – vor sich. Um im sportlichen Bild zu bleiben, wird es ein künstlerischer Mehrkampf, den der Schlagzeuger und Percussionist, Gitarrist und Sänger mit seiner Rolle im Stück „Boom!“ ab 1. August am Krystallpalast Varieté Leipzig vor sich hat.

Die Show heißt „Boom! Rhythm & Varieté“. Sie spielen Schlagzeug. Klingt nach tragender Rolle?

Die ursprüngliche Anfrage für „Boom“ erreichte mich als Schlagzeuger. Die Produktionsleitung wusste jedoch früh, dass ich auch als Sänger und Gitarrist einsetzbar bin, weswegen sie mich auf verschiedenen Positionen besetzt hat. Ich darf also voraussichtlich zwischen allem hin und her springen, was perkussive Klänge macht, aber auch verschiedene Songs singen und währenddessen Gitarre spielen. Dabei werde ich von weiteren, vielseitigen Musikern begleitet.

Sind Sie selbst auf oder hinter der Bühne?

In der Show selbst verkörpere ich einen bestimmten Charakter, genauer gesagt den des langhaarigen Rockers mit Lederjacke und verschlissenen Jeans. Da dieser Typ Mensch für gewöhnlich latent extrovertierte Neigungen hat, bin ich mitten im Geschehen und somit auf der Bühne vertreten.

Wie sind Sie in der Show gelandet?

Die musikalische Leitung muss vorher bereits an anderer Stelle auf mich aufmerksam geworden sein und hat mich vorgeschlagen. Die Anforderung war wohl, jemanden zu finden, der mehrere Instrumente spielt und ein klein wenig Rockattitüde mitbringt. Was soll ich sagen?

Beschreiben Sie die Show doch bitte mal kurz! Worum geht’s?

Kurz gesagt: Es wird an allen Ecken und Enden geklopft, getanzt und gesungen. In „Boom“ erwartet das Publikum eine ­extrem rhythmusaffine Wohngemeinschaft, die zunächst eine große Abschiedsparty für eine der Mitbewohnerinnen feiert und kurz darauf jemand Neues einziehen lässt. All das erhält durch die einzelnen artistisch-musikalischen Szenen einen äußerst kurzweiligen, dramaturgischen Handlungsrahmen. Das Krystallpalast Varieté Leipzig ist Spielstätte für alle möglichen Kunstrichtungen. Das Haus konzipiert jährlich mehrere Shows, die drei Monate und länger laufen. Dabei handelt es sich um Programme, die Live-Musik mit akrobatisch-artistischen Einlagen kombinieren, das alles auf höchstem Niveau. Ich habe, bevor ich zum ersten Mal eine Show dort gesehen habe, nicht gewusst, wozu manche Menschen mit ihren Körpern in der Lage sind.

60 Vorstellungen in drei Monaten sind geplant. Ab wann weicht Lampenfieber der Routine und ab wann kommt man an die körperlichen Grenzen?

Ich habe ein derartiges Pensum bisher nicht gespielt, freue mich aber sehr darauf. Dennoch bin ich sicher, ein wenig an meine Grenzen zu stoßen. Ich werde in der Zeit noch besser auf mich achtgeben und aufpassen, genug zu schlafen. Das Lampenfieber darf dabei niemals komplett weichen, damit alles schön energetisch bleibt. Ich hoffe aber, dass sich bei allen Beteiligten irgendwann eine gesunde Routine einstellt.

Aus Geraer Sicht: Ist das Stück „gastspieltauglich“? Besteht die Chance, es mal in Gera zu sehen zu bekommen?

Gastspieltauglich ist das Stück aufgrund seines Unterhaltungswertes allemal. Die Schwierigkeit wird eher, alle Protagonisten noch einmal zur selben Zeit an einem Ort zu versammeln. Unser Ensemble ist unter anderem aus Kanada, Belgien, Russland und Spanien angereist. Ich würde mich aber absolut dafür einsetzen.

Eigene Musik ist in der Zeit sicher schwierig. Wie sieht es denn an der Front bei Ihnen aus? Sind Auftritte oder Aufnahmen geplant?

Tatsächlich muss ich alles andere in der Zeit hinten anstellen und werde mich bis Ende Oktober fast nur auf die Show konzentrieren können. Ich weiß, dass es vor allen Dingen um meine deutschsprachige Musik etwas ruhiger geworden ist. Aber ich bin keineswegs untätig. Neben den vielen Songs, die ich in den letzten zwei Jahren geschrieben habe, gibt es schon Material, dass bereits aufgenommen ist. Daneben war und bin ich in der letzten Zeit ziemlich intensiv auf der Suche nach meinem zukünftigen Sound gewesen. Gut Ding will ja angeblich Weile haben.

Ach ja, dann ist da ja auch noch meine Metalband, mit der ich momentan im Studio bin und bald ein Album veröffentlichen möchte. Sie heißt „Kosmokronos“ und ich sitze am Schlagzeug.

Sind Sie eigentlich noch Geraer oder inzwischen Leipziger?

Ich bin Geraer, auch wenn ich inzwischen nahezu die Hälfte meiner Zeit in Leipzig verbringe. Das Einwohnermeldeamt, kann es bezeugen...

„Boom! Rhythm & Varieté“ Wann?Ab 1. August mittwochs bis freitags, 20 Uhr, samstags 17 und 20 Uhr, sowie an ausgewählten Sonntagen, 15 und 18 Uhr. Wo? Krystallpalast Varieté Leipzig, Magazingasse 4, Mehr Infos und Karten: www.krystallpalast.de