Gera. Die Nachfrage übersteigt schon das Flächenangebot. Mit der Stadt auf den Gehwegbau geeinigt

Beschlossen hat der Geraer Stadtrat das kleine Baugebiet an der Kaimberger Straße im Geraer Stadtteil Zwötzen im Dezember. Voraussichtlich sieben Einfamilienhäuser können auf der Freifläche westlich der Straße entstehen. Mittendrin steht heute noch ein Trafo. Doch der hat schon einen Nachfolger und soll dieses Jahr abgerissen werden.

Dass es zwei Jahre dauern würde, ehe Planungsrecht besteht, hätten Kerstin und Frank Böhm sich nicht träumen lassen. Dem Paar aus Gera-Kaimberg war schon im Dezember 2018 zum Jubeln zumute. Doch am letzten Tag der Einspruchsfrist sei der Stadt eingefallen, dass entlang der Straße ein Fußweg gebaut werden müsse. 230 Meter lang. „Erst sollten wir die Grundstücksfläche dafür der Stadt schenken. Doch schließlich einigten wir uns in einem Erschließungsvertrag, dass wir 150 Meter bauen und die Stadt 80 Meter“, erzählt Frank Böhm. Denn das Planungsgebiet umfasst drei weitere Grundstücke, die nicht den Kaimbergern gehören und so erschlossen werden sollen.

„Nach Schätzung des Tiefbauamtes kostet unser Wegstück 50.000 Euro“, sagt der 51-Jährige. „Das Geld müssen wir vorher auf ein Treuhandkonto einzahlen“. Doch ehe es soweit ist, sollen 80 Prozent der Neubauten stehen. Auch für eine Rigole, ein Speicher, der die Straße durch Versickern entwässert, übernahm die Familie die Planungs-, Vermessungs- und Baukosten. Letztlich entstehen damit der Stadt Kosten von nur 3500 Euro, weil sie die übrigen 90 Prozent ihrer Gehwegkosten auf der Grundlage der Erschließungsbeitragssatzung von Anliegern einnimmt.

„Wer nichts tut, ist schon verloren. Wir wollen in unserer Heimatstadt etwas bewegen“, sagt Kerstin Böhm, die angestellt als Assistentin der Geschäftsführung in einer Gebäudereinigungsfirma arbeitet. Ihr Mann, ebenfalls Angestellter, ist Vertriebsleiter für einen amerikanischen Klebstoffhersteller in Deutschland, der Schweiz und Österreich. „Wir waren in jeder Ausschusssitzung. Ich hatte das Gefühl, wir werden unterstützt, nachdem wir uns dort vorgestellt hatten“, erzählt Frau Böhm.

2015 hatte das Paar ein Grundstück an der Kaimberger Straße kaufen wollen und gleich die Gesamtfläche von der TAG Wohnen erwerben müssen. Die Option, selbst dort zu bauen, wollen sie sich offenhalten. „Doch im Moment haben wir schon mehr Interessenten als Grundstücke“, sagt ihr Mann. Bis an den Reuterbach, der die Fläche nach Süden abschließt, darf nicht gebaut werden und festgelegt ist auch, dass in den Hausgärten ein einheimischer Laubbaum- oder Obstbaum gepflanzt werden muss.

Kerstin und Frank Böhm sammelten in Kaimberg Erfahrungen mit der Entwicklung von Grundstücken zu Bauland. 2015 erschlossen sie dort das Wohngebiet „An der Treibe“, in dem acht Häuser entstanden. Mit dem Verkauf der Flächen dort entstand die Idee, aus den Einnahmen neu zu investieren. Das verwirklichen sie in Gera-Zwötzen. So gaben sie beispielsweise 30.000 Euro für die Beräumung der Fläche auch von Asbest und Dachpappe aus.