Gera. Vor fast zwölf Jahren wurden die Fachdienste von Oberbürgermeister Norbert Vornehm eingeführt. Das Wort Amt nahmen Geraer trotzdem in den Mund.

Mit dem neuen Jahr gibt es in der Geraer Stadtverwaltung keine Fachdienste und die untergeordneten Fachgebiete mehr. Der Oberbürgermeister kehrt zurück zu Ämtern und will damit auch Bürgern den Durchblick erleichtern. Darüber informiert er im aktuellen Amtsblatt.

Seit 2008 gibt es Fachdienste in Gera

Am 1. April 2008 hatte sein Vorvorgänger Norbert Vornehm (SPD) aus den Ämtern Fachdienste gebildet und damit eine neue Struktur der Stadtverwaltung eingeführt. Von einer „Rolle rückwärts“ spricht Heiner Fritzsche, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Fraktion im Stadtrat. Die Wiedereinführung von Ämtern statt Fachdiensten und Abteilungen statt Fachgebieten sei für ihn „Kosmetik, die nur enorme Kosten aber keinen Nutzen bringt.“ Für SPD-Fraktionsvorsitzende Monika Hofmann sei das „keine Strukturreform“. Diese habe der OB schon zum Jahresbeginn 2019 angekündigt und nicht umgesetzt.

„Mit der klareren Struktur kann die Verwaltung besser arbeiten“, sagt Sprecherin Melanie Gerstner. „Teilweise ist es so, dass selbst Leute in der Verwaltung nicht wissen, wer sich um was kümmert“, beschreibt sie. Außerdem könnten sich Bürger unter Ämtern eher etwas vorstellen und sei der Wunsch nach Abteilungen, die diese Ämter gliedern, aus der Verwaltung gekommen.

Nur noch vier direkte Ansprechpartner für den OB

Vereinfachungen betreffen auch den Oberbürgermeister selbst. Habe er sich bislang mit einer großen Runde an Fachdienstleitern beraten, seien jetzt Charline Köhler – seine rechte Hand – die Amtsleiter Alexander Leonhardt (Amt für Zentrale Steuerung), Julia Steinbach (Amt für Personal, Recht und Zentrale Dienste) und Claudia Tittel, die ab dem neuen Jahr das Kulturamt übernimmt, seine wichtigsten Ansprechpartner.

Der SPD-Fraktion fällt dabei auf, dass bisherige Führungskräfte wie der Fachdienstleiter Zentrale Angelegenheiten Norbert Gleinig und der Fachgebietsleiter Stadtrat Joachim Göbel „jungen Vertrauten des OB“ unterstellt wurden.

Referentin des OB mit mehr Aufgaben

Charline Köhler, die ab sofort den „Bereich Oberbürgermeister“ leitet übernimmt neue Aufgaben, da ihr jetzt neben dem Büro des Oberbürgermeisters auch der Pressebereich und die Abteilung Stadtrat und Ortsteilräte sowie die Abteilung Sport, Ehrenamt und Städtepartnerschaften untergeordnet sind.

Dass die Wirtschaftsförderung nicht wie zunächst vom OB angekündigt, ausgegliedert wurde, bewertet die SPD-Fraktion als positiv. Die Wirtschaftsförderung gehört jetzt mit der Stadtentwicklung, die bislang ein Teil des Fachdienstes Bauvorhaben und Stadtplanung im Baudezernat war, zu einer gemeinsamen Abteilung im Amt für Zentrale Steuerung. Dieses Amt wie auch den Bereich OB hat Julian Vonarb (parteilos) sich direkt unterstellt und keinen vierten Dezernentenposten geschaffen, den es in Gera schon einmal für das Verwaltungsmanagement gab.

Das Organigramm der Stadtverwaltung:

1. Geschäftsbereich Oberbürgermeister. Amt für Zentrale Steuerung Alexander Leonhardt, Amt für Personal, Recht und Zentrale Dienste Julia Steinbach, Kulturamt Claudia Tittel

2. Dezernat Finanzen, Sicherheit und Bürgerservice Bürgermeister Kurt Dannenberg (CDU). Kämmerei Jacqueline Engelhardt, Ordnungsamt Oliver Gockel, Einwohnermeldeamt Jitka Haase, Amt für Brand- und Katastrophenschutz Thilo Schütz

3. Dezernat Soziales Beigeordnete Sandra Wanzar (parteilos). Sozialamt Babett Brehme, Amt Für Bildung Frank Rühling, Jugendamt Birgit Klemm, Amt für Gesundheit und Versorgung Monika Jorzik

4. Dezernat Bau und Umwelt Beigeordnete Claudia Baumgartner (parteilos). Verkehrsamt Rico Oßmann, Umweltamt Konrad Nickschick, Amt für Hochbau und Liegenschaften Sven-Gunnar Diener, Tiefbauamt Simone Prüfer, Amt für Stadtgrün Matthias Mittenzwey, Amt für Bauvorhaben und Stadtplanung Daniela Hoffmann-Weber