Gera. 47 Gesellen und Gesellinnen vom Bäcker bis zur Zimmerin sind Montag freigesprochen worden

Es gibt viel Arbeit in der Stadt, meinte Julian Vonarb (parteilos) mit Blick auf laufende und geplante Investitionen. „Es wäre schön, den ein oder anderen demnächst hier auf den Baustellen wiederzusehen“, so der Geraer Oberbürgermeister an die jungen Menschen gerichtet, die am Montagnachmittag in den Ratssaal gekommen waren.

Es war nicht weniger als die Zukunft des regionalen Handwerks, die hier versammelt war – auch in Handwerksberufen, die eher selten auf dem Bau anzutreffen sind. Für 47 junge Männer und Frauen war die feierliche Gesellenfreisprechung der Kreishandwerkerschaft Gera der erfolgreiche Schlusspunkt unter ihrer Lehrzeit. Zwölf Bäcker und acht Kfz-Mechatroniker, je sieben Friseure und Zimmerer, vier Tischler, drei Hochbaufacharbeiter, je zwei Anlagenmechaniker Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik und Ausbaufacharbeiter im Zimmerhandwerk sowie ein Straßenbauer und ein Tiefbaufacharbeiter konnten in dem Rahmen ihr Zeugnis entgegennehmen. 49 hätten sich insgesamt den Sommerprüfungen gestellt, sagte Stefan Haase, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft. In der Regel waren es die Lehrlinge der dreijährigen Ausbildungsberufe, es sei aber auch der ein oder andere dabei gewesen, der entweder nachholte oder seine eigentlich längere Ausbildungszeit dank guter Leistungen verkürzen konnte. Das traf zum Beispiel für zwei Gesellen im Kfz-Handwerk zu, sagte Haase. Er dankte den Ausbildungsbetrieben, den Berufsschulen und den Mitarbeitern im Berufsbildungs- und Technologiezentrum in Gera-Aga, aber auch den Eltern und Familien der neuen Fachkräfte, die sie auf dem Weg zum Berufsabschluss begleitet haben.

Im Fall von Stefanie Buttler gab es hier Schnittmengen. Die junge Frau lernte das Zimmerhandwerk bei ihrem Vater Ralf Buttler, in der gleichnamigen Zimmerei in Jena. Ihre Überlegung: „Mit einer Ausbildung eine Grundlage zu haben, da ich vorher noch nicht genau wusste, was ich machen soll.“ Mittlerweile hat sie ihr Fachabitur begonnen. Ihren Vater freute die besondere Auszubildende dennoch. „Natürlich denkt man da auch an das Thema Nachfolge“, sagt er. Doch das sei letztlich ihre freie Entscheidung. Ansonsten trifft auch ihn, was nicht wenige Handwerksbetriebe berichten. „Ich könnte und würde gern jedes Jahr ausbilden, wenn es Lehrlinge geben würde.“

Dass die Gesamtzahl der Junggesellen und -gesellinnen durchaus hätte noch höher ausfallen dürfen, sah nicht nur Geras OB Julian Vonarb (parteilos) so. „Natürlich haben wir Sorge, dass uns die Nachwuchskräfte knapp werden und es ist ja teilweise schon so“, meinte ­Stefan Haase auf Nachfrage. Nicht zuletzt an den Preisen im Handwerk spüre man diese Entwicklung bereits. Deshalb sei es so wichtig, bei jeder Gelegenheit für das regionale Handwerk mit seinen guten Verdienst- und Karrierechancen zu werben, sagt er. Um Berufe mit großer Tradition für die Zukunft zu sichern, wie Julian ­Vonarb sagte, wobei Tradition nicht bedeute, dass nicht auch diese Berufe durch den Einsatz moderner Technik zeitgemäß und fortschrittlich aufgestellt seien.

Dass man, wie Zimmerin Stefanie Buttler, die Lehre auch zur beruflichen Orientierung nutzt und gleichzeitig schon mal „etwas in der Hand hat“, sei keine unübliche Herangehensweise. Andersherum betrachtet, könne man sich nach der Ausbildung in der Regel viel früher ans „wirkliche Arbeiten“ machen, als etwa bei einem langen Studium.