Gera. Kabinettausstellung zum 200. Jahrestag dieser Sensation startet Samstag: „Der Stein, der vom Himmel fiel“

Das Museum für Naturkunde Gera widmet sich vom 13. Oktober bis zum 22. März 2020 in seiner neuen Kabinettausstellung dem 200-jährigen Fall-Jubiläum des Pohlitzer Meteoriten. Die Ausstellungseröffnung findet am Samstag, dem 12. Oktober, um 19 Uhr, im Museum für Naturkunde Gera statt.

Am 13. Oktober 1819 fiel er auf ein Feld

Er fiel am 13. Oktober 1819 gegen 8 Uhr im dichten Nebel auf das Feld des Gutsbesitzers Johann Gottlieb Rothe zwischen Pohlitz (Bad Köstritz) und Langenberg (Gera) im Gebiet beim heutigen Chemiewerk Bad Köstritz. Der Knall beim Meteoritenfall soll bis nach Jena, Camburg und Hummelshain zu hören gewesen sein.

Schon bald darauf entdeckte Rothe die Einschlagstelle mit circa ein Meter Durchmesser auf seinem Feld. Der mit einer dunklen Kruste bedeckte „Stein“ war annähernd eiförmig, jedoch mit mehreren flachen und tiefen Eindrücken. Er hatte sich circa 25 Zentimeter tief in die Erde „gebohrt“ und maß in seiner längsten Ausdehnung etwa 14 Zentimeter. Der vollständige Meteorit hatte bei seiner Bergung noch eine Gesamtmasse von reichlich 3 bis 3,5 Kilogramm. In den zurückliegenden 200 Jahren wurde er jedoch in mehr und mehr kleinere und größere Stücke zerteilt. Dr. Karl Georg Ludwig Schottin (1773-1838) war einer der ersten, der kleinere Teilstücke abschlug.

Schottin wandte sich am 19. Oktober 1819 in einem Brief samt kleiner Proben des Meteoriten an Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832) in Weimar, um ihn über das aufsehenerregende Ereignis zu informieren. Goethe antwortete am 27. Oktober 1819 und bat Schottin um die Beschaffung des gesamten Meteoriten für einen „billigen Preis“. In der Zwischenzeit hatten sich die Eigentumsverhältnisse am Meteoriten jedoch verändert, so dass Goethe abgesehen von den bereits erhaltenen kleineren Proben leer ausging. Sein Brief befindet sich bis heute in der Sammlung des Museums für Naturkunde Gera und ist in der Ausstellung zu sehen. Größere Mengen des Pohlitzer Meteoriten befinden sich heute in Berlin, Dresden, Gera, Wien, Budapest, Jena und Gotha. Kleinere Proben sind sogar weltweit in diversen Sammlungen vertreten, zum Beispiel in Chicago, Moskau und Castel Gandolfo bei Rom.

Er gehört zur Gruppe der Chondriten

Es ist im Rahmen der neuen Ausstellung gelungen, mehrere Teilstücke des Meteoriten auszuleihen und auszustellen. Im Mittelpunkt steht das bis heute im Museum für Naturkunde Gera aufbewahrte 397,46 Gramm schwere Teilstück. Es wird ergänzt von fünf weiteren Teilen des Pohlitzer Meteoriten aus der Sammlung des Senckenberg Museums für Mineralogie und Geologie Dresden, des Instituts für Geowissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena, der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha, des Naturkundemuseums Mauritianum Altenburg und der Geowissenschaftlichen Sammlungen der Technischen Universität Bergakademie Freiberg.

Der Pohlitzer Meteorit ist ein Steinmeteorit. Er gehört zur größten und häufigsten Gruppe der Meteorite, den Chondriten. Sie bilden circa 85 Prozent aller Meteorite. Die Bezeichnung rührt von den enthaltenen kleinen Silikatkügelchen her, die Chondren genannt werden und die in einer feinkörnigen Gesteinsmasse eingebettet sind.

Beim Pohlitzer Meteorit sind diese Silikate vor allem Olivin und Pyroxen. Daneben enthält der Pohlitzer Meteorit als Chondrit auch einen metallischen Anteil bestehend aus Eisen und Nickel. Klassifiziert man den Pohitzer Meteorit genauer, so zählt er zu den Gewöhnlichen Chondriten, die circa 95 Prozent aller Chondrite bilden. Innerhalb dieser gehört er durch seinen recht niedrigen Eisengehalt (20 bis 24 Prozent Gesamteisen / 4 bis 9 Prozent metallisches Eisen) zu den L-Chondriten (low metal). Durch das enthaltene metallische Eisen ist der Pohlitzer Meteorit magnetisch. Darüber hinaus zeigt die Ausstellung einen allgemeinen Querschnitt aus der faszinierenden Welt der Meteorite, den mehr oder weniger kleinen Festkörpern aus dem Kosmos, die die Erdatmosphäre durchquert und den Erdboden erreicht haben. Neben weiteren Stein-Meteoriten sind auch Metall-Meteorite wie aus dem Gibeon-Streufeld in Namibia und aus dem Odessa-Meteor-Krater in Texas/USA, aber auch Stein-Eisen-Meteorite (Pallasite) aus Russland und Weißrussland zu sehen.

Entstanden sind sie alle im Sonnensystem, denn die meisten Meteorite sind Bruchstücke von Asteroiden aus dem Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter oder selten von Planeten (Mars), hervorgegangen aus Kollisionsereignissen. Ihr Alter kann bis zu 4,56 Milliarden Jahre betragen, wodurch sie Zeugen aus der Entstehungsphase unseres Sonnensystems sind.

Samstag, 12. Oktober, 19 Uhr, Museum für Naturkunde Gera, Nicolaiberg 3, 07545 Gera.