Gera. Landtagswahl 2019: Geraer Direktkandidaten zur Thüringer Landtagswahl vorgestellt.

Mit dem Zug ist Laura Wahl nach Gera gefahren. Ein Auto habe sie nicht. „Ich komme gut ohne zurecht“, sagt die 24-Jährige. Sie wohnt in Erfurt. Dort ist die an der Jenaer Uni eingeschriebene Studentin der Volkswirtschaftslehre „viel mit dem klimaneutralen Fahrrad unterwegs“, betont sie. „Manchmal nehme ich es zu Terminen nach Gera mit.“ Doch öfters geht sie zu Fuß. Vor einiger Zeit war die junge Politikerin mit einem anderen Kandidaten in der Stadt unterwegs. Sie hätten viel übers Bauhaus gesprochen. Ein Leuchtturm sei nicht nur Weimar, auch Gera. „Für mich ist der Strukturwandel und das Umdenken spürbar. Ich denke an die Häselburg als Kulturzentrum und an den Unverpackt-Laden. Ich versuche mit Netz und Tüte einkaufen zu gehen.“

2018 wurde Laura Wahl von den Geraer Grünen gefragt, ob sie es sich vorstellen könne, Direktkandidatin zu sein. „Als Landesprecherin der Grünen Jugend in Thüringen habe ich in den letzten Jahren die Stadt und ihre politischen Herausforderungen kennengelernt.“

Eine ökologische, soziale und weltoffene Gesellschaft möchte sie unterstützen. Für eine dringende Wende in der Mobilität spricht sich Wahl aus. Als Beispiele nennt sie Spazieren und Radfahren als umweltfreundlichste und gesündeste Fortbewegungen. Beiden müsste mehr Raum gegeben werden. Stadtplaner seien gefordert. Laura Wahl plädiert für einen thüringenweiten Verkehrsbund und einen guten Verbindungstakt in kleinere Orte zu bezahlbaren Preisen. Ältere und Junge können nicht mehr oder noch nicht Auto fahren, argumentiert die 24-Jährige. „Sie sind auf Mobilität angewiesen.“ Mehr Kapazitäten in den öffentlichen Personennahverkehr zu stecken, bedeute für sie, den Straßenbahnbau nach Langenberg mit Stopp an der Dualen Hochschule zu forcieren. Die Einrichtung sei die Chance, junge Leute zum Studieren anzulocken. „Ihnen muss Platz zum Bleiben, Forschen und sich Entwickeln eingeräumt werden. Die Stadt hat genügend davon. In Frankfurt, Berlin fehlt dieser oder ist unerschwinglich. Eine solche Chance für die junge Wirtschaft darf man sich nicht entgehen lassen.“ Mit Leidenschaft redet Wahl über ihre Visionen: ökologische Wirtschaft mit Förderprogrammen unterstützen, um Ressourcen einzusparen, regionale Wirtschaftskreisläufe forcieren. „Viele Landwirte verkaufen bereits ihre Produkte direkt.“ Forsch bringt die 24-Jährige, die vegetarisch lebt, die Einführung von lokaler Währung ins Spiel, den Gera Taler. „Der könnte im Gegensatz zum Euro nicht aus der Region abfließen. Er hält die Kaufkraft der Bevölkerung in der Heimat und fördert regionale Wirtschaftskreisläufe zwischen kleinen und mittelständischen Unternehmen.“

Vieles möchte die Studentin bewegen, falls die Wähler ihr die Stimme geben. „Ich stehe für Gleichberechtigung, Vielfalt und Akzeptanz. Ein Queeres-Zentrum, in dem sich unter anderem lesbische und schwule Jugendliche treffen können, fehlt in der Stadt.“ Schnelleres Umsetzen erneuerbarer Energien, damit der Strom billiger wird. „Ich wohne mit vier Leuten in einer WG. Wir verbrauchen den Strom von nur zwei Personen.“

Weil Laura Wahl über Ungerechtigkeiten nicht nur meckern will, fing sie an, sich schon in der Schulzeit bei der Amnesty-Gruppe des Gymnasiums in Lörrach zu engagieren. Fair zu Gegnern sein und Gemeinsamkeiten herausfinden, gehören zu ihren Maximen. „Die AfD ist außen vor“, so Wahl. „Da gibt es keine Basis für mich.“

Vita

1994 in Lörrach geboren

2010 bis 2011 High-School-Besuch (USA)

2013 bis 2014 Internationaler Jugendfreiwilligendienst in Zielona Góra, Polen

2014 bis 2018 B.A. in Internationale Beziehungen und Wirtschaftswissenschaften an der Uni Erfurt

seit Oktober 2018 Studentin der Volkswirtschaftslehre in Jena

Seit Mai 2019 Stadträtin in Erfurt

2018 bis 2019 Werkstudentin bei der DB Systel