Greiz. Vertreter des Inselstaates schauen sich bei einer Tour die erfolgreichen Landaufschwung-Projekte an

Man glaubt es kaum, aber am anderen Ende der Welt, mehr als 9000 Kilometer entfernt vom Landkreis Greiz, interessiert man sich für hiesige Ideen zur Entwicklung des ländlichen Raums. Und so wurde man im fernen Taiwan auf das Modellprojekt Landaufschwung des Bundeslandwirtschaftsministeriums und den Landkreis Greiz mit seinen knapp 70 Einzelprojekten aufmerksam.

Das teilte nun das Landratsamt Greiz mit. Denn auch in Taiwan sucht man nach innovativen Konzepten, um das Leben auf dem Land attraktiv auch für junge Leute zu machen, die immer öfter ihren Heimatdörfern den Rücken kehren, weil sie die Lebensqualität der Städte dem Dorfleben vorziehen, wie Yin-Chen Lin, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Deutsch-Taiwanischen Gesellschaft, berichtete. Insofern seien die Eindrücke, die man in Deutschland gewinnt, sehr wichtige Anhaltspunkte für die Entwicklung des ländlichen Raumes in seiner Heimat.

Organisiert und begleitet wurde die Reise der drei Vertreter von wissenschaftlichen Einrichtungen und Institutionen von der Deutsch-Taiwanischen Gesellschaft für Sozialökonomie.

Beeindruckt zeigten sich die Gäste in Kauern, wo unter dem Dach der Agrargenossenschaft Kauern und mit Landaufschwung-Mitteln ein weiträumiger Hofladen mit einem überaus breiten Sortiment an regionalen Produkten sowie ein Kuh-Café mit Blick auf einen der modernsten Milchviehställe der Region entstanden sind. Mit dieser Investition, so erläuterten Vertreter der Agrargenossenschaft und der Wirtschaftsförderung des Landkreises, wolle man zum einen zeigen, wie moderne Tierhaltung und Milchproduktion auch unter dem Aspekt des Tierwohls heute funktioniert. Zum anderen wolle man aber auch die Direktvermarktung für einheimische Produkte ankurbeln, die es nicht in die Regale der Supermarktketten schaffen beziehungsweise gar nicht dahin wollen.

Für Letzteres interessierten sich die Taiwanesen offenbar besonders, und dabei vor allem für das Projekt der Regio-Kiste. Was ist das, wer bestückt sie, wer kauft sie, was ist da drin und wer bestimmt den Preis? Wie hat sich die Öko-Marktgemeinschaft gegründet?

Antworten auf diese Fragen wurden eifrig notiert. Nicht weniger interessant war für sie, wie im Landkreis Greiz das Leben auf dem Land funktioniert, welche Infrastruktur vorgehalten wird, Schulen, Einkaufsmöglichkeiten. Zahlreiche Fragen drehten sich natürlich auch um das Modellprojekt selbst. Wer liefert die Projektideen, wer wählt sie aus und durch wen erfolgt die Umsetzung?

Die zweite Station des Landkreis-Besuchs war eine Stippvisite in der Gemeinde Korbußen. Dort entstand im Reichardtshof Nummer 31 ein Erlebnishof, der in erster Linie zeigen will, wie das bäuerliche Leben vor 100 und mehr Jahren aussah. Der hübsche denkmalschutzgerecht sanierte Dreiseithof ist ebenso eine Begegnungs- und Bildungsstätte für Besucher jedes Alters. Und auch in dieses Objekt flossen Mittel aus der Landaufschwung-Förderung, und zwar für eine Mostanlage, in der die Korbußener ihr eigenes Obst verarbeiten lassen können für den Eigenbedarf.

Der leckere Apfelsaft, der im vorigen Jahr gewonnen wurde, kann im Erlebnishof gekostet werden. Für die Gäste aus Taiwan war es ein informationsreicher und unterhaltsamer Ausflug ins Thüringer Vogtland, wie sie mehrmals versicherten, ehe sie zu ihren nächsten Reisezielen aufbrachen. Im Nachbarland Sachsen wollten sie tags darauf erkunden, wie der Dorfwettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ funktioniert.