Gera. Landtagswahl 2019: Geraer Direktkandidaten zur Thüringer Landtagswahl vorgestellt.

„Ich bin so ein richtiger Klischee-Grüner“, sagt Thomas Wieden und muss lachen, nachdem er erst von seiner vegetarischen Ernährung seit sieben Jahren, dann vom Verzicht auf ein eigenes Auto erzählt. „Wenn das Wetter passt, fahre ich die Strecke zur Arbeit von Gera nach Niederndorf mit dem Fahrrad, ansonsten mit Kollegen“, erzählt der 25-Jährige. Auf seinem Arm ist ein Tattoo zu sehen, „Animal Liberation, Human Liberation“ steht da. „Weil mir Tierrechte und Menschenrechte am Herzen liegen“, sagt er.

In Niederndorf arbeitet der gelernte Heilerziehungspfleger im Wohnheim der Lebenshilfe Gera. 2016 hat der gebürtige Altenburger, der in Meuselwitz und Zeitz aufwuchs und seine Ausbildung in Naumburg machte, seinen Lebensmittelpunkt nach Gera verlegt. „Das war ein glücklicher Zufall, dass ich hier Arbeit gefunden habe und ich habe es nie bereut, mir gefällt es hier sehr gut.“ Politisch engagiert ist er schon etwas länger. Schuld war das Klima, sagt er, und meint das „Klima gegenüber Flüchtlingen“, das sich damals spürbar verschlechtert habe. Gleichzeitig seien ihm unterwegs in der Republik immer wieder Ost-Vorurteile begegnet, wie die Frage, „ob da denn wirklich alle rechts sind“. Er wollte den Gegenbeweis antreten, sich engagieren und lernte in Naumburg „ein paar sehr nette Grüne kennen“, denen er sich anschloss. „Die Partei ist pragmatisch, progressiv, ohne Hang zu Extremen und um ein Gleichgewicht von Ökologie und Ökonomie bemüht“, meint er.

Mit seinem Wechsel nach Gera fand er auch hier schnell Anschluss an die Grünen. Er gründete 2017 den Ortsverband der Grünen Jugend mit, deren Sprecher er ist, und er wurde in den Kreisvorstand der „Großen“ gewählt. Nachdem er sich für die Stadtratswahl hat aufstellen lassen, habe er früh auch für die Landtagswahl seinen Hut in den Ring geworfen. Für beides sei seine Motivation, „eine starke Stimme für eine weltoffene und umweltfreundliche Stadt“ zu sein. Die Verbesserung des ÖPNV sei ihm wichtiges Anliegen, ebenso wie die Inklusion, „die immer etwas hinten runter fällt. Inklusion sollte den Menschen dienen, stattdessen ist vieles sehr bürokratisch.“Außerdem will er sich dafür einsetzen, bei Landesbauprojekten immer und stärker die Umweltverträglichkeit mit zu denken.

Nicht nur im Wahlkampf macht Thomas Wieden Politik auf der Straße. Erstmals vernehmbar aufgetreten ist er beim Protest gegen einen Zirkus in der Innenstadt, sein Einwohnerantrag, keine städtischen Flächen mehr für Zirkusse mit Wildtieren bereitszustellen, scheiterte aber an der Zahl gültiger Unterschriften. Ebenfalls auf die Straße geht er seit Beginn der Bewegung in Gera mit „Fridays for Future“, wo er als Anmelder für die Kundgebungen auftritt.

Im Straßenwahlkampf hat er festgestellt, dass der Ton wieder etwas entspannter geworden ist. Was auch an den allgegenwärtigen Themen Klima und Umwelt liegen könnte. Dass diese ihm zum Direktmandat verhelfen, sei dennoch „utopisch“, schätzt er seine Chancen realistisch ein. Einen Listenplatz im Land hat er nicht, an einem guten Ergebnis für die Grünen will er dennoch mitwirken. „Sicher schauen wir auf unser Ergebnis, ich persönlich hoffe aber auf jeden Fall, dass das Regierungsbündnis fortgesetzt werden kann.“

Wenn er gerade nicht arbeitet oder die Welt rettet, hat Thomas Wieden eine sportliche Leidenschaft: „Seit ich 12 bin, spiele ich Faustball, beim TSV Zwötzen haben wir dafür eine Abteilung gegründet.“

Vita

1993 in Altenburg geboren

Kindheit und Jugend in Meuselwitz und Zeitz

Ausbildung zum Heilerziehungspfleger in Naumburg

seit 2014 Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen

seit 2016 Hauptwohnsitz in Gera, angestellt bei der Lebenshilfe Gera im Wohnheim für Menschen mit Behinderung in Niederndorf

Sprecher der Grünen Jugend Gera

Mitglied im Kreisvorstand der Grünen Gera