Gera/Ronneburg. Chefin zeigt sich kämpferisch. Reisebüro Schumacher GmbH schließt alle Filialen

„Wir geben nicht auf“, sagt Dagmar Loos mit kräftiger Stimme. Die Chefin von Tri Tours zählt die vielen Krisen auf, die das Reisebüro in den letzten Jahren überstehen musste. Sie erinnert an den Terroranschlag vom 11. September 2001 in New York City oder an den Vulkanausbruch Mitte April 2010 in Island. Die ausgetretene Asche legte den Flugverkehr in weiten Teilen Nord- und Mitteleuropas lahm. „Hart traf uns alle aus der Reisebranche die Thomas Cook-Pleite im Herbst 2019. Als es wieder aufwärts ging, kam Corona. Nur noch gekämpft haben wir da und Reisen abgewickelt.“

Doch so schnell lässt sich Dagmar Loos nicht unterkriegen. „Wir überstehen auch die Pandemie. Dank finanzieller Rücklagen, der großzügigen staatlichen Unterstützung, der tollen Mitarbeiter und unserer treuen Kunden. Jene haben sogar vor Weihnachten noch Reise-Gutscheine zum Verschenken gekauft.“

Allerdings wurde eine der drei Filialen in Gera geschlossen. Am 16. September vergangenen Jahres machte das Büro im Globus nach 23 Jahren zu. Als Grund nannte die Tri Tours-Chefin Kräfte bündeln. „Noch im März haben wir geglaubt, die Auswirkungen von Corona unbeschadet zu überstehen. Die Zeit belehrte uns eines Besseren. Es galt die Existenz unseres Unternehmens und weitere Arbeitsplätze zu sichern.“ Immerhin seit 1992 behauptet sich Tri Tours erfolgreich auf dem Markt.

Drei der im Globus-Büro angestellten Mitarbeiter haben für sich in der Reisebranche keine Zukunft mehr gesehen und selber gekündigt, so Dagmar Loos. Sie fanden in anderen Bereichen neue Jobs.

Die verbliebenen zwei Filialen im Kultur- und Kongresszentrum Gera und im Kaufland in Gera-Lusan sind erreichbar und täglich zwei Stunden besetzt. Die insgesamt acht Angestellten, momentan in Kurzarbeit, beantworten Mails und telefonische Anfragen. Die Chefin hofft, dass Mitte des Jahres wieder Normalität eintritt und sie ab April neue Mitarbeiter begrüßen kann.

Traurig nahm sie die Information auf, dass am 1. Januar dieses Jahres das Insolvenzverfahren über die Reisebüro Schumacher GmbH am Amtsgericht in Erfurt eröffnet wurde. Betroffen sind insgesamt vier Thüringer Filialen. In Gera-Zwötzen ist es die in der Straße der Völkerfreundschaft und in Ronneburg das Geschäft in der Schloßstraße.

Wie Insolvenzverwalter Andreas Schafft auf Nachfrage mitteilte, wurde zum 31. Dezember 2020 die Geschäftstätigkeit des Unternehmens mit Sitz in Weimar eingestellt. Nun werden alle Gläubiger angeschrieben. „Ein Käufer fand sich bis jetzt nicht.“ In Corona-Pandemie-Zeiten wird wohl niemand investieren. Reisen bergen gegenwärtig unkalkulierbare Risiken. Zwölf Mitarbeiten sind arbeitslos, darunter Frauen, die seit den 90er-Jahren dabei waren.

An der Eingangstür des Ronneburger Büros hängt ein Schreiben. Das Schumacher-Team informiert, an wen sich Kunden bei Ansprüchen wenden sollen. Es bedankt sich und ruft auf, weiterhin reisefreudig zu bleiben. Daneben ist noch der Schilderbaum mit Länderzielen geklebt. Und die Dekoration im Laden erinnert an unvergessliche Urlaubsmomente.