Gera. Beim Rollhockey-Bundesligisten SG Blue Lions Gera hütet mit Albert Daniel Bellido ein Mann aus der spanischen Liga das Tor.

Das Auto hat noch ein spanisches Kennzeichen, doch Albert Daniel Bellido und seine Frau Leanda Aznar sind in Gera gemeldet – die Stadt hat zwei neue Bürger. Der RSC Gera einen neuen Torhüter. Und was für einen. Albert Daniel Bellido spielt seit er drei ist Rollhockey, seine Vater war der erste Trainer.

Schon als Dreikäsehoch hütete er das Tor, spielte über Jahre in einer der stärksten Ligen der Welt – in seiner Heimat, beim HC Girona. Berto, wie ihn die Geraer rufen, hat mit seinem Club auch im Europacup gespielt, ist ein Top-Torhüter und die Bundesliga staunt, dass er sich der Spielgemeinschaft Blue Lions angeschlossen hat, dem Aufsteigerteam Gera-Chemnitz und nicht einem der Spitzenteams aus Nordrhein-Westfalen.

Seit nun bald einem Jahr sind die Geraer mit ihm in Kontakt und freuen sich über den Coup. Der Spanier wollte in die Bundesliga, hat die Geraer wie bestimmt auch andere Vereine angeschrieben – doch die Geraer blieben dran, luden ihn ein, zeigten ihm die Stadt, die Region, ließen ihn ein Probetraining absolvieren, probierten ein Schwarzbier mit ihm. Es passte. Der Spanier sagte zu und hielt Wort.

Bundesliga-Premiere steigt in Iserlohn

„Wir haben den Aufstieg auch mit der Personalie Bellido verknüpft. Wir brauchen neben Sandrino Lutz einen weiteren starken Torhüter, um in der Bundesliga bestehen zu können“, sagt Spielertrainer Enrico Rhein. Zwar habe der Katalane noch Sprachprobleme, ist dabei, deutsch zu lernen, denn er sei nach Deutschland gekommen, um zu bleiben. „Meine Frau und ich, wir haben das Abenteuer gesucht, eine neue Herausforderung“, sagt der 32-Jährige.

Sportlich sind Gera und die Blue Lions in jedem Fall eine Herausforderung. „Ich spiele bei einem Aufsteiger. Aber ich habe verfolgt, dass sich das Team Stück für Stück verbessert hat, nach oben gekommen ist und eine sehr gute Nachwuchsarbeit macht.“ Er wolle sich einbringen, ins Team, schauen, wie man in Deutschland trainiert, ein Spiel aufzieht. Schließlich könne man so oder so Rollhockey spielen und auch die Torhüter haben ihren ganz eigenen Stil.

In seiner Heimat habe er Kinder trainiert, wolle im nächsten Sommer auch in Gera ein Camp abhalten, doch es reize ihn auch, die Älteren zu coachen. „Kinder zu trainieren ist eine Freude, da siehst du die Entwicklung, den Fortschritt“, sagt er. Doch in den höheren Jahrgängen wächst der Druck, etwas erreichen zu müssen und er liebe den Druck.

Ob er denn auch mit Niederlagen, die in der Saison zwangsläufig kommen werden, auch umgehen könne, wird er gefragt. „Ich denke, keiner verliert gern. Auch ich nicht. Aber ich bin einer, der auch aus den Niederlagen das Positive – und das gibt es immer – mitnehmen kann.“

Am 21. September erleben die Blue Lions in Iserlohn ihre Bundesliga-Premiere und man hofft, dass Bellido und Lutz halten, was es zu halten gibt. Beim Training war nicht auszumachen, dass da ein Neuer in Aktion ist, die Stimmung gut, die Übungen schweißtreibend. Verwundert ist der Spanier allerdings, dass es in der Geraer Sporthalle keine hohe Bande gibt, das sei in seiner Heimat überall Usus. Aber das könne ja noch werden, die Geraer sind dran. Er freue sich, dass er in Gera angekommen ist, eine Wohnung bezogen hat, einen Job als Lagerist in Ronneburg vermittelt bekommen hat.

Gebe es denn auch etwas, was ihm nicht so gefällt an Deutschland? „Ja“, sagt er und reibt sich die Arme, „kalt ist es hier“.

Spielplan der Blue Lions (Hinrunde):

  • 21.09. ERG Iserlohn (A)
  • 28.09. RESG Walsum (H)
  • 12.10. RSC Cronenberg (A)
  • 26.10. RHC Recklinghausen (H)
  • 02.11. IGR Remscheid (A)
  • 09.11. Germania Herringen (H)
  • 07.12. TuS Düsseldorf-Nord (A)