Greiz. Das 19. Greizer Adventssingen vereint fünf christliche Chöre der Stadt. Rund 600 Besucher spenden stehend Applaus.

Wovon ging der größere Reiz aus – vom Bekannten, von den großen Namen oder von den krassen Außenseitern des Repertoires? Es war manchmal schwer zu sagen beim von gut 600 Zuhörern besuchten 19. Adventssingen am Sonntagabend in der Greizer Stadtkirche St. Marien. Da erklang etwa neben Bewährtem von Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn Bartholdy auch Andreas Hammerschmidts „Machet die Tore weit.“ Das Chorstück des einst in Zittau wirkenden Barockmusikers zeugt von einer Kunst der Mehrstimmigkeit, die Raffinesse und Wucht glänzend zu vereinen weiß. Eine weitere Entdeckung war Friedrich Heinrich Himmels schon der Epoche der Romantik nahes „Heilge Nacht, auf Engelsschwingen“, das sich durch eine weit ausgreifende, edle Melodie und eine mitreißende Dynamik auszeichnet.

Klangfülle und Geschlossenheit

Keine Frage war, dass der gemeinsame Chor der Greizer Kirchgemeinden, ein über 120 Sänger zählendes Ensemble, erneut in Sachen Klangfülle, Geschlossenheit, Musikalität und Ausdruck Großartiges leistete. Unter der wechselnden Leitung von Winfried Arenhövel, Axel Dietsch, Albrecht Rohleder und Ralf Stiller zogen der Cäcilienchor der Katholischen Gemeinde, die Chöre der Apostolischen und Neuapostolischen Gemeinden, der Kantatenchor Greiz sowie der Jugendchor an St. Marien Greiz und die Junge Hofkapelle beeindruckend an einem Strang. Bei Georg Friedrich Händels „Tochter Zion, freue dich“ und Martin Luthers „Nun komm der Heiden Heiland“ folgten die Besucher rege der Bitte, mit einzustimmen. Bemerkenswert, dass auch von beteiligten Chorleitern erarbeitete Liedsätze gesungen wurden. So erklang Winfried Arenhövels tiefberührende Fassung von „Maria durch ein Dornwald ging“ und Ralf Stillers winterlichen Glanz verströmende Version von „Leise rieselt der Schnee.“ Letzterer leitete auch die zwei Nachwuchsformationen, die das Adventssingen mit eigenen Beträgen bereicherten. So steuerte der Jugendchor ein exzellent interpretiertes „Es ist ein Ros entsprungen“ nach Michael Prätorius bei und die Junge Hofkapelle musizierte „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ kristallen klar in mehreren prominenten Bearbeitungen.

Pfarrer Michael Riedel sprach verbindende Worte, in denen neben der Freude an der Adventszeit auch manches Kritische mitschwang. Die Möglichkeiten der Technik hätten es geschafft, so Riedel, dass vieles Schöne sofort verfügbar sei, weshalb oft kein Platz mehr für Erwartung und Spannung bliebe. Dem sollte man, wo es sich anbiete, etwas entgegensetzen. Die Besucher dankten am Ende der Veranstaltung mit langem bewegtem Beifall im Stehen.