Berga. Die gebürtige Jenenserin freut sich schon auf die Gespräche, wenn sie mit ihrem E-Rad unterwegs ist

Seit April sieht man ein neues Gesicht, wenn man am Pfarrhaus in Berga klingelt und die Tür geöffnet wird. Statt von Benjamin Martin wird man von Anne Puhr freundlich begrüßt. Sie ist die neue Pfarrerin im Entsendungsdienst, die in Zukunft für die Kirchgemeinde Berga zuständig ist. Die Gemeinde besteht aus Berga und einigen seiner Ortsteile sowie aus Waltersdorf und Großkundorf in der Landgemeinde Mohlsdorf-Teichwolframsdorf.

Gebürtig kommt die 34-Jährige aus Jena, wie sie im Gespräch erzählt. Zuerst studierte sie Musikwissenschaft in Leipzig, daran schloss sie ein Studium der Theologie in Leipzig, Göttingen und Jena an. Von 2016 bis März 2019 absolvierte sie ihr Vikariat in der Kreuzkirche in Weimar. Direkt danach kam sie in die Elsterstadt.

Dort sei sie mit offenen Armen empfangen worden, erzählt die junge Frau. „Die Menschen waren sehr freundlich und spürbar froh, dass die Stelle so schnell neu besetzt wurde“, erzählt sie. Dabei habe auch geholfen, dass sie mit Ostern gleich eines der christlichen Hochfeste mit den Bergaern feiern konnte. Bei dieser Gelegenheit habe sie auch schon die ersten Traditionen in der Elsterstadt kennengelernt, zum Beispiel die ökumenische Zusammenarbeit mit der methodistischen Gemeinde vor Ort. So sangen beispielsweise die Chöre der beiden Gemeinden Himmelfahrt zusammen – wohl zum ersten Mal, wie Puhr sagt. Auch die bestehende Idee, zu Ostern in der Kirche den Kreuzweg auf Straußeneiern darzustellen, griff sie auf.

Das sei auch ihr Ziel. Sie wolle nicht alles umkrempeln, was bisher bestand: „Das, was da ist, pflegen und gleichzeitig meine eigenen Fähigkeiten einzubringen.“ So wolle sie auch die Konzerttradition weiterführen, die ihr Vorgänger stärker in den Fokus genommen hatte.

Die Gemeinschaft sei ihr auch bei ihrer Arbeit in der Stadt und auf dem Land sowie im Verhältnis zwischen Kirche und Einwohnern wichtig, sagt Puhr. „Die Kirche ist ein Teil davon und nichts Arriviertes.“ Sie wünsche sich für die Zukunft, dass sich alle Partner gegenseitig respektierten und tolerieren und lieber das Gemeinsame als das Trennende suchten. Genau das habe sie bisher vor Ort auch erlebt. „Wir als Kirche sind Teil des Lebens in Stadt und Dorf“, deswegen lade sie natürlich auch alle Nicht-Kirchenmitglieder zu den Veranstaltungen, den Aktionen oder einfach einem Gespräch ein.

Zudem wolle sie den Menschen zeigen, welche kirchlichen Traditionen so im alltäglichen Leben steckten und diese transparent machen. Ein gutes Beispiel dafür sei zum Beispiel die Kirmes. Sie wird in Berga immer groß gefeiert, in diesem Jahr vom 1. bis 8. September. Eigentlich ist auch die Kirmes ein kirchliches Fest, denn der Name und das Fest gehen auf Feierlichkeiten zur Kirchweihe zurück. Inzwischen hat sich diese Tradition aber fast überall zu einem Volksfest entwickelt. Das ist auch in Berga so, aber natürlich wolle sie sich dennoch in das Fest mit einbringen, sagt Puhr. Gespräche dazu gab es bereits.

Und nicht zuletzt hoffe sie auch, dass die Menschen auch mit ihr Kontakt suchen. „Ich genieße die herzlichen Begegnungen und die Offenheit der Menschen hier sehr.“ Deswegen freue sie sich auch schon sehr auf die Gespräche, wenn sie mit ihrem Elektro-Fahrrad in der Gemeinde unterwegs ist. „Sie können mich gerne anhalten und mit mir reden“, lädt sie alle Bergaer ein.

Doch was, wenn sie einmal nicht predigen muss oder etwas anderes ansteht? Dann rennt Puhr gerne dem runden Leder nach. Denn Puhr ist Teil der Mannschaft „Die schwarz-weißen Beffchen“, einer aus Theologen der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland (EKM) bestehenden Fußball-Elf, die zum Beispiel bei Benefizspielen aufläuft. Das Wort Beffchen bezeichnet die weiße Halsbinde eines Talars.